Arbon (awp) - Der Bauzulieferer AFG hat am Morgen die Übernahme der Industriegruppe Looser angekündigt. AFG will damit zu einem der wichtigsten Anbieter im Bereich Innentüren in Zentraleuropa werden und mit dem Spezialtürengeschäft die Abhängigkeit vom Heimmarkt Schweiz verringern.

AFG ist mit der Gesellschaft RWD Schlatter ein Anbieter von Spezialtüren vor allem im Markt Schweiz. Looser verfügt demgegenüber mit Prüm-Garant und Invado über starke Marktstellungen in Deutschland und Polen. Prüm-Garant soll durch den Zusammenschluss Zugang zum Schweizer Markt und RWD Schlatter zum deutschen Markt erhalten, teilen die beiden Unternehmen am Donnerstag weiter mit. So sollen beide Firmen von der bestehenden Marktposition und den Kundenbeziehungen des jeweiligen anderen Unternehmens profitieren. Zudem seien die Produktpaletten von Prüm-Garant und Invado zu RWD Schlatter komplementär.

In diesem Zusammenhang ist geplant, den Bereich Türen von Looser (Prüm-Garant und Invado) als eigenständigen Bereich in die Division Gebäudesicherheit von AFG einzugliedern. In der Produktion ergibt sich ein Verbund von vier spezialisierten Werken, wobei zwei Standorte in kostengünstigen Regionen Europas liegen. Die neue Unternehmensgrösse schafft zudem Kostenvorteile im Einkauf.

Neben dem Türengeschäft wird mit der Condecta AG der Geschäftsbereich Industriedienstleistungen von Looser zur Arbonia AG - so der neue Name des Gesamtunternehmens - stossen. Condecta erbringt Gesamtlösungen für mobile Infrastrukturen in den Sparten Bau, Industrie, Gewerbe, öffentliche Hand und Event Services. Das Geschäft umfasst Vermietung und Verkauf von Raumsystemen, Kranen, Baugeräten und -ausrüstungen sowie mobilen Sanitäranlagen. Vor wenigen Tagen hat Condecta die Übernahme von WMS WC-Mietservice GmbH (mobile Sanitäranlagen) bekanntgegeben.

Für den Bereich Beschichtungen von Looser wird der Verkaufsprozess wie im vergangenen August angekündigt weitergeführt.

SYNERGIEN UND UMSATZPOTENTIAL

Die Transaktion soll jährliche Synergien von rund 10 Mio CHF ab 2018 bringen und mindestens 15 Mio CHF ab 2020, dies bei stabilen Märkten, wie es heisst. Die Synergien setzen sich zusammen aus Kostensenkungen und Synergien in der Materialbeschaffung. Von der Möglichkeit, in den relevanten Märkten als Komplettanbieter auftreten zu können, sowie vom gegenseitigen Marktzugang in Deutschland und der Schweiz versprechen sich AFG und Looser zudem zusätzlichen Umsatz.

Unter Berücksichtigung des Synergiepotentials und der 2015 angekündigten und bereits laufenden Restrukturierungs- und Verlagerungsprozesse stellt AFG für die neue Gruppe für 2018 einen Umsatz von rund 1,4 Mrd CHF in Aussicht, dies ohne das Beschichtungsgeschäft. Der EBITDA soll auf mindestens 150 Mio CHF zu liegen kommen, dies unter dem Vorbehalt stabiler Märkte. Die neue Arbonia AG werde ab dann nachhaltige freie Cashflows aufweisen sowie Dividendenpotential.

AFG geht weiter davon aus, dass der Zusammenschluss und die Akquisition der Koralle-Gruppe den Gewinn pro Aktie (nach Synergien und Integrationskosten) von 2017 bis 2020 gegenüber der bisherigen Mittelfristplanung um rund 20% pro Jahr erhöhen werde, dies bei gleichbleibender Finanzierungssituation, stabilen Märkten und vor Kaufpreisallokation. Die Zustimmung der relevanten Wettbewerbsbehörden für die Ende Juni angekündigte Übernahme der Koralle-Gruppe liegt überdies nun vor.

VERWALTUNGSRÄTE WERBEN UM ZUSTIMMUNG

"Durch den Zusammenschluss nimmt die Gruppe in allen Divisionen eine führende Marktstellung ein und positioniert sich herausragend als fokussierter Gebäudezulieferer auf den zentraleuropäischen Märkten. Für die Zukunft bildet dies die Basis für weiteres signifikantes Ertragspotenzial", lässt sich in der Mitteilung VR-Präsident und CEO Alexander von Witzleben zitieren. Neben der marktführenden Position der Gruppe im Bereich Fenster und Türen weise sie gleichzeitig neue, standortoptimierte Produktionskapazitäten auf, um von den sich bietenden organischen Wachstumsaussichten profitieren zu können.

Im Bereich Gebäudetechnik zählt sich die Gruppe zu den Marktführern im Bereich wasserbasierte Wärmeübertragung. Mit dem Vollzug der Koralle-Akquisition stosse AFG zudem zu den grössten Anbietern für Duschabtrennungen in Zentraleuropa vor.

Der Zusammenschluss sei aus den genannten Gründen im besten Interesse der jeweiligen Gesellschaften, Aktionäre, Mitarbeitenden sowie der übrigen Anspruchsgruppen. Der VR von Looser empfiehlt entsprechend auch seinen Aktionären, dass Kauf- und Tausch-Angebot von AFG anzunehmen, und der VR von AFG wirbt bei seinen Aktionären um Zustimmung für die geplante Kapitalerhöhung.

Der Beginn der Angebotsfrist ist auf den 14. Oktober angesetzt, das Ende der Nachfrist für den 30. November. Der Vollzug des Angebots soll bis am 14. Dezember 2016 über die Bühne gehen.

cf/ys