FRANKFURT/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Zehntausende Passagiere müssen sich am Mittwoch auf Verzögerungen und Ausfälle im Flugverkehr einstellen. Grund sind Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi, die einen Tag vor der nächsten Verhandlungsrunde ihren Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst auf sechs wichtige Flughäfen ausweitet und damit einen empfindlichen Punkt der Verkehrsinfrastruktur trifft. Die beiden größten deutschen Fluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin haben bereits hunderte Flüge abgesagt und die Passagiere auf andere Flüge oder die Bahn umgebucht.

Verdi hat zu Warnstreiks unterschiedlicher Intensität und Dauer an den Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf, Köln/Bonn, Dortmund und Hannover aufgerufen. Mit den Ausständen will die Gewerkschaft den Druck im Tarifstreit über den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen erhöhen. Auch in vielen anderen Bereichen wie Kitas, Krankenhäusern, Rathäusern und dem Nahverkehr sind die Beschäftigten derzeit im Ausstand.

An den Flughäfen sollen ab der Frühschicht etwa Werkstätten, Luftsicherheitskontrollen sowie Bodenverkehrsdienste wie Vorfeld, Fracht, Gepäck und Verwaltung bestreikt werden, sofern sie noch von öffentlich Bediensteten erledigt werden. Noch einschneidender sind die geplanten Arbeitsniederlegungen bei den Flughafenfeuerwehren, die für Frankfurt, München und Köln/Bonn angekündigt sind. Ohne Feuerwehr ist ein Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen nicht möglich, es gibt aber Notdienstvereinbarungen.

Bei Lufthansa werden die beiden Drehkreuze München und Frankfurt am stärksten getroffen. Insgesamt wurden 895 Flüge mit 87 000 betroffenen Passagieren abgesagt. So wurden alle Interkontinentalflüge von und nach München gestrichen. Aber auch innerdeutsche und europäische Strecken seien betroffen, so dass es am Mittwoch nur rund 90 von normalerweise über 600 Flügen von und nach München geben werde.

In Frankfurt werden 350 vor allem innerdeutsche und europäische Flüge gestrichen, während die Interkontinentalverbindungen weitgehend aufrechterhalten werden. Nach dem Ende des Streiks in Frankfurt sollen ab 15.00 Uhr die Lufthansa-Flüge wieder normal verkehren. Auch an den anderen betroffenen Flughäfen wird es nach Unternehmensangaben Annullierungen geben.

Der Flughafenverband ADV wie auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hatten die Warnstreiks als völlig unangemessen kritisiert und schärfere Regeln für Arbeitskämpfe im Luftverkehr verlangt. Die Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens beklagte den Schaden für die Kunden: "Wieder einmal sind unsere Fluggäste von einem Arbeitskampf betroffen, bei dem Lufthansa selbst gar nicht Partei der Tarifverhandlungen ist."

Verdi-Chef Frank Bsirske verteidigte die Maßnahmen. "Wir haben die Aktionen bereits am Freitag angekündigt, um betroffenen Passagieren entgegenzukommen", sagte Bsirske den "Ruhr Nachrichten" (Dienstag). "Die Arbeitgeber sollten ihre Haltung und ihr Angebot überprüfen, damit in der dritten Verhandlungsrunde am Donnerstag und Freitag eine Lösung gefunden werden kann."

In dem Tarifkonflikt fordern die Gewerkschaften Verdi und der Beamtenbund dbb sechs Prozent mehr Geld für die rund zwei Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Arbeitgeberseite hat drei Prozent mehr Lohn und Gehalt für zwei Jahre angeboten. "Das ist eine Geringschätzung, die nicht zu akzeptieren ist", sagte Bsirske am Dienstag bei einer Kundgebung in Düsseldorf./ceb/DP/she

Unternehmen im Artikel: Air Berlin Plc, Deutsche Lufthansa AG