München (Reuters) - Der schwedische Finanzinvestor EQT und der Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne steigen beim Fernbus- und Bahn-Betreiber Flix ein.

Zusammen übernehmen sie 35 Prozent an dem 2012 gegründeten Münchner Unternehmen, wie EQT und Flix am Donnerstag mitteilten. Ein Teil davon ist frisches Eigenkapital, zudem erwerben der EQT Future Fund und die Kühne Holding Anteile anderer Flix-Aktionäre.

"Wir könnten uns keine besseren Partner wünschen, um unsere strategischen Ziele zu erreichen", sagte Flix-Chef und -Mitgründer Andre Schwämmlein. Einer mit der Transaktion vertrauten Person zufolge investieren sie gut eine Milliarde Euro in Flix, das Unternehmen wird damit mit mehr als drei Milliarden Euro bewertet. Der Börsengang, den Flix seit längerem vorbereitet hatte, ist damit vorerst passé.

Flix hatte mit seinen Börsenplänen immer wieder gezögert, weil das Umfeld für Neuemissionen in Deutschland schlecht ist. "Das ist für alle Beteiligten die beste Lösung", sagte EQT-Partner Andreas Aschenbrenner der Nachrichtenagentur Reuters. "Dann kann man mit dem Börsengang noch ein paar Jahre warten." Der EQT-Fonds könnte dann wieder aussteigen.

Das Duo aus EQT und Kühne löst mit seinem Einstieg den US-Technologieinvestor General Atlantic als größten Aktionär von Flix ab. Zusammen halten sie dem Insider zufolge nun mehr als doppelt so viele Anteile wie der nächstgrößte Anteilseigner. Die Bewertung ist etwas höher als bei der Finanzierungsrunde 2021, in der sich Flix weitere 650 Millionen Euro gesichert hatte. Die Gespräche mit EQT waren schon im Juni durchgesickert, Kühne als Co-Investor war aber bisher nicht bekannt. Der 87-Jährige gilt als reichster Mann Deutschlands. Er ist Großaktionär der schweizerischen Spedition Kühne & Nagel und der Reederei Hapag-Lloyd sowie größter Lufthansa-Aktionär.

Im vergangenen Jahr war Flix nach der Corona-Flaute um 30 Prozent gewachsen und hatte in 43 Ländern 81 Millionen Menschen mit seinen grünen Bussen und den "Flixtrain"-Bahnen befördert. Seit 2021 gehören auch die "Greyhound"-Fernbusse in den USA zu Flix. Der Umsatz überstieg 2023 erstmals die Marke von zwei Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) schnellte auf 104 Millionen.

"Flix hat eine führende Rolle bei der Entwicklung der nächsten Generation des kollektiven Personenverkehrs", erklärte der Chef der Kühne Holding, Dominik de Daniel, das Engagement. EQT-Manager Aschenbrenner sagte, der neue Investor stehe hinter den Plänen von Flix. "Strategisch sind wir ganz auf einer Linie des Vorstands um Andre Schwämmlein, von dem wir professionell und persönlich begeistert sind."

Der EQT Future Fund, aus dem das Geld für Flix kommt, ist erst Anfang des Jahres mit einem Volumen von drei Milliarden Euro aufgelegt worden. Er hat sich die Themen "Klima und Umwelt" sowie "Gesundheit und Wohlbefinden" auf die Fahnen geschrieben. Flix ist das vierte Unternehmen, in das er investiert hat - nach einem Obstlieferanten und einem schwedischen Spezialisten für Schädlingsbekämpfung. Anders als normale Private-Equity-Fonds begnügt er sich auch mit Minderheitsbeteiligungen - wenn der Investor genügend Einfluss hat, wie Aschenbrenner erläutert. "Und wir haben einen etwas längeren Atem als ein klassischer Fonds. Bei uns ist die Laufzeit 15 Jahre, nicht zehn."

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)