Frankfurt (Reuters) - EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht Forderungen aus der Bankenbranche nach weniger Regulierung in Europa kritisch.

Es sei eine große Leistung gewesen, dass die großen Krisen der vergangenen Jahre nicht zu finanzieller Instabilität im Euroraum führten, sagte Schnabel am Montag in einer Diskussionsrunde beim Tag der Industrie (TDI) in Berlin. "Und das ist natürlich die Wirkung von Regulierung und von Aufsicht", sagte sie. Auch der Bankenbranche sprach sie zu, ihren Teil dazu beigetragen zu haben. "Ich wäre sehr vorsichtig, irgendetwas davon zurücknehmen, denn wir sind genau auf dem richtigen Weg", sagte Schnabel. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die Großbanken im Euroraum zuständig.

Zum Thema gleiche Regeln für alle international merkte Schnabel an: "Ich würde mir wünschen, dass die USA weitere Schritte unternehmen, anstatt dass wir einen Rückzieher machen." In den USA war bekanntgeworden, dass die Aufsichtsbehörden dort die so genannten Basel-III-Regeln, auf die sich Aufseher weltweit nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise 2008 verständigt haben, teilweise später umsetzen und womöglich noch abmildern könnten. Das Reformwerk sieht unter anderem schärfere Eigenkapitalvorschriften vor.

Deutsche Bank-Chef Christian Sewing warnte in der Diskussionsrunde davor, dass europäische Banken aufgrund übermäßiger Regulierung womöglich im globalen Wettbewerb mit US-Banken ins Hintertreffen geraten könnten. "Und wenn wir uns Kapitalanforderungen anschauen und andere Anforderungen würde ich sagen, da gibt es Spielraum für Verbesserungen," sagte er. In Großbritannien beispielsweise gebe es eine große Überprüfung der Regulierungsstandards, ohne dass dabei die Robustheit und Stabilität der Banken dort verloren ginge. Wann immer über Regulierung nachgedacht werde, müsse immer auch die Wettbewerbsfähigkeit bedacht werden. "Das ist etwas, das Europa besser machen könnte."

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)