(Technische Wiederholung.)

LONDON (dpa-AFX) - Die Wirtschaft Großbritanniens zeigt trotz des angestrebten Ausscheidens aus der Europäischen Union keine Anzeichen von Schwäche. Im vierten Quartal 2016 wuchs die Wirtschaftsleistung nach Angaben des nationalen Statistikamts ONS vom Donnerstag um 0,6 Prozent zum Vorquartal. Der Zuwachs liegt sogar etwas über den Erwartungen von Analysten und folgt auf ein Wachstum in gleicher Größenordnung im dritten Quartal.

Befürchtungen, das Brexit-Votum vom vergangenen Sommer könnte die britische Wirtschaft in einen Schockzustand versetzen, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Das zeigt auch das Wachstumstempo für das komplette Jahr 2016. Den Statistikern zufolge wuchs die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 2,0 Prozent. Das war nur etwas weniger als das Wachstum im Vorjahr, das bei 2,2 Prozent gelegen hatte.

STARKER DIENSTLEISTUNGSSEKTOR

Im Schlussquartal kam das Wachstum fast ausschließlich aus dem großen Dienstleistungssektor, zu dem auch das Bankensystem zählt. Demgegenüber kamen das produzierende Gewerbe und die Bauindustrie kaum über eine Stagnation hinaus. Die Ökonomen von der britischen Denkfabrik Pantheon monierten, das Wachstum sei ebenso wenig ausgewogen wie nachhaltig, weil es fast ausschließlich auf dem Privatkonsum basiere.

Die Autohersteller auf der Insel haben ihre Investitionszusagen wegen des Brexit bereits deutlich heruntergefahren. 2016 sei das Volumen der angekündigten Investitionen um ein Drittel auf 1,66 Milliarden Pfund eingebrochen, teilte der britische Autoverband SMMT am Donnerstag mit. Verbandschef Mike Hawes warnte deshalb vor zu eiligen Handelsabkommen im Zusammenhang mit dem geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU. Dies könnte zu unreparierbaren Schäden für die britische Autoindustrie führen.

VOLKSWIRTE WARNEN

Mahnende Worte kommen auch von Volkswirten des Analysehaus Capital Economics. Der absehbare Anstieg der Inflation - eine Folge steigender Energiepreise und des Pfundverfalls - werde die Kaufkraft der Privathaushalte belasten. Allerdings dürfte die Schwäche des Pfunds die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Industrie steigern, weil britische Waren im Ausland tendenziell billiger würden.

Vor dem Brexit-Referendum vom Juni hatten eine große Mehrheit von Ökonomen, die damalige Regierung und die britische Notenbank vor starken wirtschaftlichen Verwerfungen gewarnt, falls sich das Volk für den EU-Austritt entscheiden sollte. Der erwartete Schock blieb aber aus. Die Befürworter des Brexit wurden dadurch in ihrer Meinung bestärkt, dass Warnungen vor den Brexit-Folgen nichts als Panikmache seien. Die Gegner des Brexit verteidigen sich mit dem Hinweis, die Negativfolgen seien nicht verschwunden, sondern nur noch nicht eingetreten./bgf/jkr/fbr