WARSCHAU (dpa-AFX) - Zwischen Polen und der Ukraine wachsen die Spannungen wegen des polnischen Importverbots für ukrainisches Getreide. Nach Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei der UN-Generaldebatte bestellte das Außenministerium in Warschau am Mittwoch den ukrainischen Botschafter Wassyl Swarytsch ein. Man habe dem Diplomaten erklärt, dass Selenskyjs Worte über einige EU-Staaten auf Polen nicht zuträfen und ungerechtfertigt seien, teilte das Ministerium mit. Polen habe das Nachbarland seit Beginn des russischen Angriffskrieges immer unterstützt.

Die EU-Kommission hatte am Freitag beschlossen, umstrittene Handelseinschränkungen für ukrainische Getreideexporte aufzuheben. Polen, Ungarn und die Slowakei wollen aber an Importverboten festhalten. In Anspielung darauf hatte Selenskyj am Dienstag bei der UN-Generaldebatte gesagt: "Es ist alarmierend zu sehen, wie einige unserer Freunde in Europa ein politisches Theater der Solidarität spielen und einen Thriller aus dem Getreide machen." Diese Länder würden nur scheinbar in ihren eigenen Rollen auftreten, aber die Bühne für den Schauspieler aus Moskau vorbereiten.

Als Reaktion auf die Einbestellung des Botschafters teilte das ukrainische Außenministerium am Mittwoch mit, dass das einseitige polnische Einfuhrverbot für Kiew unzumutbar sei. "Wir rufen unsere polnischen Freunde auf, ihre Gefühle beiseitezulegen", schrieb der Sprecher des Außenministeriums, Oleh Nikolenko, auf Facebook. Die Ukraine habe einen konstruktiven Weg zur Lösung des Getreideproblems angeboten und hoffe, den Dialog in eine ebenso konstruktive Richtung zu lenken, schrieb Nikolenko weiter.

Das EU- und Nato-Land Polen ist nicht nur einer der größten politischen und militärischen Unterstützer der Ukraine. Es hat auch eine große Zahl von Kriegsflüchtlingen aus dem Nachbarland aufgenommen./dhe/DP/nas