Der Vermögensverwalter State Street Corp. wird von allen Portfoliounternehmen weltweit erwarten, dass mindestens eine Frau in ihren Vorständen sitzt. Damit wird eine Politik ausgeweitet, die sich bisher auf die entwickelten Märkte konzentrierte.

In einem Brief an die Direktoren, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, sagte Cyrus Taraporevala, CEO von State Street Global Advisors, dass die neue Politik, die dieses Jahr in Kraft tritt, auf früheren Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt in den Aufsichtsräten aufbaut. Dazu gehört die Unterstützung der bekannten "Fearless Girl"-Statue in Manhattan, die 2017 im Vorfeld des Internationalen Frauentags aufgestellt wurde.

Ben Colton, Leiter der Abteilung Stewardship, sagte, dass viele Unternehmen zwar behaupten, sie fänden keine qualifizierten weiblichen Kandidaten für den Vorstand, dass sie aber eigentlich nur ihre Nominierungsverfahren für den Vorstand ausweiten müssten.

"Wir sind der Meinung, dass es sich nicht um eine Frage der Besetzung handelt, sondern um eine Frage des Zugangs", sagte Colton in einem Interview.

State Street erklärte, dass sie bereit ist, gegen Vorstandsvorsitzende zu stimmen, wenn die Unternehmen ihre Erwartungen an die Vielfalt nicht erfüllen.

Daten des Personalberatungsunternehmens Spencer Stuart zeigen, dass der Frauenanteil in den Vorständen amerikanischer Unternehmen 28% und in französischen Unternehmen sogar 45% beträgt. Bei indischen Unternehmen sinkt der Anteil auf 16% und bei japanischen Unternehmen auf 11%, was zeigt, vor welcher Herausforderung State Street mit seiner neuen Politik steht.

Mit einem verwalteten Vermögen von 3,9 Billionen Dollar gehört State Street zu einer ausgewählten Gruppe von einflussreichen Indexfondsunternehmen, die den Schwerpunkt auf ökologische, soziale und Corporate-Governance-Fragen (ESG) legen.

Taraporevala von State Street sagte auch, dass das Unternehmen davon ausgeht, dass in den meisten Industrieländern bis zum nächsten Jahr mindestens 30% Frauen in den Vorständen vertreten sein werden, und dass die Unternehmen weitere Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt ergreifen sollten, wie z.B. die Offenlegung von Details über den rassischen oder ethnischen Hintergrund der Vorstandsmitglieder.

Unabhängig davon erwartet State Street von den Unternehmen in den Industrieländern, dass sie die von der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (Task Force zur Offenlegung klimabezogener Finanzdaten) beschriebenen Details zur Verfügung stellen, wie es auch andere führende Vermögensverwalter getan haben.