Zürich (awp) - Der Schweizer Aussenhandel ist 2020 ganz im Zeichen der Pandemie gestanden. Sowohl Exporte wie auch Importe schrumpften in historischem Ausmass. Der Handel mit China dagegen florierte trotz Corona weiter.

Konkret sanken die Ausfuhren im vergangenen Jahr um 7,1 Prozent auf 225,1 Milliarden Franken und die Einfuhren um 11,2 Prozent auf 182,1 Milliarden Franken), wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag mitteilte. Auf realer, also teuerungsbereinigter Basis, fielen die Rückgänge mit -11,0 bzw. -13,6 Prozent noch etwas markanter aus.

Grösser Einbruch im zweiten Quartal

Insgesamt hat sich der Aussenhandel 2020 um 40 Milliarden Franken verringert. Die Jahreswerte stellten laut EZV in beiden Verkehrsrichtungen den zweithöchsten jährlichen Rückgang nach 2009 dar. Zugleich glitt der Warenverkehr mit dem Ausland niveaumässig in die Nähe des Jahres 2017 zurück. Da 2020 insgesamt die Importe noch stärker sanken als die Exporte, vergrösserte sich der Überschuss in der Handelsbilanz auf einen neuen Höchststand von 43,0 Milliarden Franken (VJ 37,2 Mrd).

Vor allem im zweiten Quartal, als die Handelsketten zum Teil unterbrochen waren und in vielen Ländern ein Lockdown die Wirtschaft praktisch lahm legte, sackte der Aussenhandel in noch nie dagewesener Weise ab, und zwar in beide Richtungen.

Die Exporte brachen zwischen April und Juni nominal um 11,8 Prozent ein, die Importe traf es mit -15,5 Prozent gar noch etwas härter. Mit der teilweisen Wiederöffnung der Wirtschaft erholten sich die Warenströme im dritten Quartal zwar wieder deutlich, flachten im vierten Quartal - mit Eintreffen der zweiten Corona-Welle - dann allerdings wieder ab.

Corona-Profiteure

Abgesehen von den chemisch-pharmazeutischen Produkten (+1,6% oder +1,8 Mrd Fr.), die von der Pandemie gar profitierten, wiesen im Jahr 2020 sämtliche Sparten ein Minus auf. Am kräftigsten traf der Rückgang die Bijouterie und Juwelierwaren sowie die Uhren, deren Absatz um einen Drittel respektive um einen Fünftel einknickte.

Ferner verringerten sich die Exporte von Maschinen und Elektronik sowie Metallen um je 11 Prozent. Diese beiden Sparten hatten u.a. wegen des internationalen Handelskrieges und entsprechender Konjunkturverlangsamung bereits 2019 negative Ergebnisse ausgewiesen.

Der Einbruch im Warenverkehr war aber auch in Bezug auf die regionale Entwicklung wohl einmalig. Wie die EZV weiter mitteilte, setzte die Schweizer Exportindustrie nämlich in allen drei bedeutenden Wirtschaftsräumen weniger Güter ab. Der Versand nach Asien sank mit -8,8 Prozent (-4,6 Mrd. Fr.) verhältnismässig am stärksten.

Während die Ausfuhren nach Hongkong und Japan zusammen um 3,0 Milliarden Franken zurückgingen, wuchsen hingegen jene nach China um 1,3 Milliarden auf einen neuen Höchststand von 14,7 Milliarden Franken. Vor allem die Exporte von Pharma-Produkten und Uhren ins Reich der Mitte florierten laut den Angaben. In China war die Pandemie bekanntlich ausgebrochen, das Land erholte sich nach einem scharfen Lockdown dann allerdings auch schnell wieder.

Die Lieferungen nach Europa nahmen derweil um 6,2 Prozent ab. Hier stachen Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien heraus. Der Rückgang bei Frankreich (-2,5 Mrd Fr.) fiel gar einmalig hoch aus und warf das Land auf das niedrigste Niveau seit 2000 zurück. Die Exporte Richtung Nordamerika schrumpften um 6,1 Prozent.

Schutzmasken mildern Importeinbruch

Auf der Importseite war fast die gesamte Güterpalette betroffen vom Rückgang - mit Ausnahme der Textilien (namentlich Schutzbekleidung und -masken) sowie Nahrungs- und Genussmittel. Hauptgrund für den Rückgang stellten laut EZV auch hier die massiv gesunkenen Einfuhren von Bijouterie und Juwelierwaren dar: Hier halbierte sich die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr.

uh/rw