NEW YORK/LONDON/WIEN (dpa-AFX) - Die Ölpreise sind am Freitagnachmittag nach anfänglichen Gewinnen erneut unter Druck geraten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am späten Nachmittag 33,01 US-Dollar. Das waren 71 Cent weniger als am Vortag. Am Donnerstag war der Brent-Preis mit zeitweise mit 32,16 Dollar auf den tiefsten Stand seit April 2004 gefallen. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel um 50 Cent auf 32,76 Dollar.

Die erneuten Kursverluste am europäischen und US-Aktienmarkt sorgten am Nachmittag auch am Ölmarkt für Verunsicherung. Selbst ein sehr starker US-Arbeitsmarktbericht im Dezember und die Entspannung am chinesischen Aktienmarkt sorgte nicht für nachhaltigen Auftrieb. Die USA und China sind die größten Ölverbraucher der Welt.

Im Fokus der Anleger steht weiter die Lage im Nahen Osten. Der Konflikt zwischen den beiden wichtigen Ölexportländern Saudi-Arabien und Iran hat sich verschärft. Der Iran beschuldigt den Erzrivalen, die iranische Botschaft im Jemen angegriffen zu haben. Normalerweise treiben Konflikte im Nahen Osten die Ölpreise nach oben. Aktuell ist aber das Gegenteil der Fall. Der Grund: Saudi-Arabien könnte versuchen, den von Öleinnahmen abhängigen Rivalen durch eine zusätzliche Ölschwemme unter Druck zu setzen. Das könnte die Preise noch weiter drücken.

Experten rechnen mit weiterem Abwärtsdruck. "Die extrem negative Stimmung am Markt lässt kurzfristig eine Fortsetzung des Preisverfalls erwarten, auch wenn wir uns bereits in einer spekulativen Übertreibung befinden", sagte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank.

Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist erneut kräftig gesunken und weiter unter die Marke von 30 US-Dollar gefallen. Das Opec-Sekretariat meldete am Freitag, dass der Korbpreis am Donnerstag 27,85 Dollar pro Barrel betragen habe. Das waren 1,86 Dollar weniger als am Mittwoch. Der Korbpreis erreichte damit den tiefsten Stand seit November 2003. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells./jsl/bgf