Börsen-Zeitung: Kaufmann ja, ehrbar nein?, Kommentar zum Corporate
Governance Kodex von Claus Döring
   Frankfurt (ots) - Auf Neujahrsempfängen, Firmenjubiläen oder 
sonstigen Anlässen mit Sonntagsreden gehört er zu den viel zitierten 
Persönlichkeiten: der ehrbare Kaufmann. In der Aufarbeitung der 
Finanzkrise und dem oft beschworenen Kulturwandel der Bankenbranche 
spielt die Orientierung am Verhalten eines ehrbaren Kaufmanns eine 
zentrale Rolle. Nur so lasse sich das Vertrauen in die Finanzbranche 
zurückgewinnen, hieß es allseits. Dazu gehörte auch die Einsicht, 
dass nicht alles, was legal ist, auch legitim sei. Was liegt also 
näher, als in die Präambel des Deutschen Corporate Governance Kodex 
das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns aufzunehmen, wie von der 
Kodexkommission vorgeschlagen?

   Ausgerechnet die Deutsche Bank, die bekanntermaßen nicht nur mit 
der Legitimität, sondern schon mit der Legalität ihrer Geschäfte 
gewaltige Probleme hatte, erachtet nun die Aufnahme ethischer 
Begriffe in die Präambel des Kodex als "problematisch". Dies eröffne 
"Spielraum für Diskussionen" und eventuell für Aktionärsklagen, wenn 
Organe der Gesellschaft diese ethischen Maßstäbe dann nicht 
einhielten. Aus einer solchen, öffentlichen Stellungnahme zu den 
geplanten Kodexänderungen der Regierungskommission lässt sich nur ein
Schluss ziehen: Entweder die Verantwortlichen der Deutschen Bank 
leben immer noch in einer Parallelwelt und haben die Zeichen der Zeit
nicht erkannt oder die Bank und zuvorderst ihre Juristen leiden unter
Verfolgungswahn.

   Immerhin hat der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Paul 
Achleitner, dieser Tage in einem Interview bekräftigt, dass das 
Investment Banking zwar fester Bestandteil des 
Deutsche-Bank-Geschäfts sei, aber gefordert, es in einer Art und 
Weise auszuüben, "wie es den heutigen gesellschaftlichen, politischen
und regulatorischen Vorgaben entspricht". Und zur Ehrenrettung der 
Bank soll nicht verschwiegen werden, dass deren 
Assetmanagement-Tochter die Verankerung des Leitbildes des ehrbaren 
Kaufmanns "ausdrücklich" begrüßt, da auch ethisch verantwortliches 
Handeln wesentliches Anliegen nachhaltigen Wirtschaftens sein müsse.

   Der Industrieverband BDI übrigens meint, das Leitbild des ehrbaren
Kaufmanns werde dem heutigen komplexen Wirtschaftsleben nicht 
gerecht. Der BDI plädiert lieber für internationale Selbstregulierung
wie beim Thema Corporate Social Responsibility. Toller Vorschlag! 
Vielleicht sollte man einfach abwarten, was US-Präsident Trump 
demnächst über ethisches Handeln von Unternehmen twittert?

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