STOCKHOLM/OSLO (awp international) - Wenige Stunden vor den geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die Währungshüter der Euro-Anrainerstaaten Schweden und Norwegen die unveränderte Fortsetzung ihrer lockeren Geldpolitik beschlossen. Der Leitzins verbleibe weiterhin bei minus 0,5 Prozent, teilte die Schwedische Reichsbank am Donnerstag in Stockholm mit. "Die Geldpolitik muss expansiv bleiben, damit die Inflation weiterhin nahe zwei Prozent verbleibt", hiess es zur Begründung.

Zudem will die älteste Notenbank der Welt ihre Wertpapierkäufe in Höhe von rund 15 Milliarden Kronen (rund 1,5 Milliarden Euro) wie geplant bis zum Jahresende fortsetzen. Die Notenbank Norwegens teilte unterdessen in Oslo mit, dass sie ihren Leitzins ebenfalls unangetastet lässt. Er verbleibt damit weiter auf dem Rekordtief von plus 0,5 Prozent. Experten hatten mit den Entscheidungen beider Notenbanken gerechnet. Die schwedische Krone fiel im Anschluss an die Entscheidungen im Verhältnis zum Euro auf den schwächsten Stand seit Juni. Bei der norwegischen Krone wurde der schwächste Stand seit Juli erreicht.

Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtungen Norwegens und Schwedens mit den Euro-Ländern war die extrem lockere Geldpolitik der EZB in den vergangenen Jahren für die Notenbanken beider skandinavischer Länder ein wichtiger Anreiz, wie die Kollegen aus Frankfurt ebenfalls die Zinsen auf Rekordtiefs zu senken. Die letzte Zinssenkung erfolgte in Schweden im Februar 2016 und in Norwegen einen Monat später.

Durch den niedrigen Leitzins verhindern die Skandinavier unter anderem eine zu starke Aufwertung der eigenen Währungen gegenüber dem Euro, die eine Bedrohung für die heimische Exportindustrie wäre und mit der Gefahr einer Deflation verbunden sein könnte. Der schwedische Notenbankchef Stefan Ingves weist aber auch immer wieder auf Gefahren durch Finanzblasen infolge der lockeren Geldpolitik hin, etwa mit Blick auf den schwedischen Häusermarkt.

Für die Skandinavier ist es ein Grund zum Aufatmen, dass die EZB nach einhelliger Meinung von Experten am Donnerstag ihre extrem lockere Geldpolitik etwas zurücknehmen dürfte, indem sie eine Senkung der monatlichen Wertpapierkäufe beschliesst. Allerdings stehen Leitzinserhöhungen bei der EZB zunächst nicht an. Die schwedischen Währungshüter hielten am Donnerstag daran fest, dass bis Mitte 2018 auch in Schweden mit keiner Zinserhöhung zu rechnen sei. Die Norweger stellen eine Anhebung nicht vor 2019 in Aussicht.

Die wirtschaftliche Entwicklung steht Zinsanhebungen in Schweden derzeit nicht im Weg. Hier ist die Wirtschaft im zweiten Quartal vergleichsweise stark gewachsen und die Inflation übertraf zuletzt mit 2,1 Prozent sogar den Zielwert der Notenbanker. Das Wirtschaftswachstum Norwegens hat sich ebenfalls zuletzt etwas stabilisiert, nachdem das Ölförderland zuvor deutlich unter dem Preisverfall am Ölmarkt gelitten hatte. Allerdings hinkt hier die Inflation derzeit den angepeilten zwei Prozent hinterher./tos/bgf/stk