Seoul (Reuters) - Die Propaganda-Schlacht an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea droht sich weiter hochzuschaukeln.

Nachdem Südkorea am Sonntag nach Angaben des Militärs wieder mit Nachrichten- und Musiksendungen über riesige Lautsprecher in Richtung Norden begonnen hatte, drohte dort der Führungszirkel nun mit ähnlichen Maßnahmen gegen den Süden. Die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un, Kim Yo Jong, sprach laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA am Sonntagabend von einem "Vorspiel einer sehr gefährlichen Situation". Wenn Südkorea weiter mit dem Verteilen von Flugblättern und der Beschallung über Lautsprecher provoziere, werde das Land zweifellos Gegenmaßnahmen zu spüren bekommen, so Kim.

Die Führung des südkoreanischen Militärs erklärte, es gebe bereits Anzeichen dafür, dass Nordkorea seinerseits Lautsprecher installiere. Südkorea hatte am Sonntag damit begonnen, den abgeschotteten Norden mit internationalen Nachrichten, Informationen zu Demokratie und Kapitalismus sowie populärem K-Pop zu beschallen. Die Sendungen sollen mehr als 20 Kilometer weit nach Nordkorea hinein zu hören sein, woran einige Experten allerdings zweifeln. Zuvor waren erneut zahlreiche Ballons mit Müll aus dem Norden in den Süden geflogen. Laut Kim, die selbst hochrangige Funktionärin der regierenden Arbeiterpartei ist, waren es allein in der Nacht von Samstag auf Sonntag 1400 Ballons.

Mit derartigen Maßnahmen hatte Nordkorea im Mai begonnen. Die Ballons brachten neben Müll wahrscheinlich auch Gülle über die Demarkationslinie, die den Norden und den Süden seit dem Ende des Koreakriegs vor mehr als 70 Jahren trennt. Das Regime in Pjöngjang bezeichnete die Müll-Sendungen als Vergeltung für Ballons, die südkoreanische Aktivisten in den Norden geschickt hatten. Daran waren Flugblätter mit Kritik an Machthaber Kim, Dollarscheine sowie USB-Sticks mit populären K-Pop-Videos und Fernsehfilmen befestigt.

Die Beschallung mit Lautsprechern zählt zu den Mitteln der psychologischen Kriegsführung. Südkorea hatte die schon in der Vergangenheit genutzte Maßnahme ausgesetzt, als es 2018 mit dem Norden ein Abkommen zur Entspannung der innerkoreanischen Beziehungen schloss. Doch inzwischen wurde der Pakt längst faktisch auf Eis gelegt, nachdem Nordkorea sein Raketenprogramm vorangetrieben und den südlichen Nachbarn zum "Feind Nummer eins" erklärt hatte. Wegen der Müllballons aus dem Norden setzte Südkorea vor knapp einer Woche die Vereinbarung nun ganz aus und kündigte die Wiederaufnahme sämtlicher militärischer Aktivitäten entlang der Demarkationslinie an.

(Bericht von Ju-min Park, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)