Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Eine Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte durch die Europäische Zentralbank (EZB) im März ist nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel eine ausgemachte Sache. Auch danach werde die EZB die Zinsen wohl weiter anheben müssen, sagte Nagel dem Spiegel.

"Für Februar und März haben wir angekündigt, dass wir die Zinsen nochmals kräftig anheben werden. Danach werden wir uns anschauen, wo die Inflationsrate im Frühjahr steht und wie die Prognose unserer Fachleute dann aussieht", sagte Nagel. Er wäre nicht überrascht, wenn die EZB auch nach diesen beiden Schritten die Leitzinsen weiter erhöhen müsste.

Nagels Äußerungen zeigen einmal mehr, dass die Auffassungen über den kurzfristigen Zinskurs im Rat auseinandergehen. Laut dem Protokoll der Ratssitzung vom 14./15. Dezember hatten die "Falken" in dem Gremium einer Zinserhöhung um "nur" 50 Basispunkte nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der Rat zugleich weitere "signifikante und stetige" Zinserhöhungen in Aussicht stellen würde.

Präsidentin Christine Lagarde hatte das mit Zinserhöhungen von je 50 Basispunkten zumindest im Februar und März übersetzt. Einige "Tauben" in dem Gremium haben sich unterdessen aber für einen vorsichtigeren Kurs ausgesprochen - ab März. EZB-Direktor Fabio Panetta sagte am Dienstag, die EZB werde die Lage im März auf Basis der dann herrschenden Inflation und der aktuellen Stabsprojektionen neu beurteilen.

Zuvor hatten einige namentlich nicht genannte EZB-Offizielle der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt, dass die Neigung zu 50 Basispunkten im März nachgelassen habe. Dieser Lesart haben Lagarde selbst sowie "Falken" wie Klaas Knot und Joachim Nagel, aber auch Francois Villeroy de Galhau widersprochen.

Nagel verwies im Spiegel-Interview darauf, dass die Kerninflation bis zuletzt gestiegen sei - in Deutschland auf 5,4 Prozent - und dass außerdem weiter das Risiko einer unerwartet hoher Inflationsrate bestehe.

Der EZB-Rat entscheidet das nächste Mal am 2. Februar über die Leitzinsen. Analysten und Markteilnehmer rechnen mit einer Zinsanhebung von 50 Basispunkten auf 2,50 Prozent beim Einlagensatz.

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DJG/hab/kla

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January 25, 2023 09:42 ET (14:42 GMT)