Demnach dürfte seine Partei der Freiheit (PVV) auf 35 von 150 Sitzen kommen, wie am Mittwoch nach dem Schluss der Wahllokale bekannt wurde. Der Abstand von zehn Sitzen zum folgenden Bündnis aus Sozialdemokraten und Grünen mit dem früheren EU-Kommissionschef Frans Timmermans war damit sehr viel deutlicher als vor der Abstimmung erwartet. In einer Siegesrede kündigte Wilders an, "dem Tsunami von Asyl und Einwanderung" ein Ende zu machen und das Land den Niederländern zurückzugeben. Die Koalitionsgespräche dürften am Freitag beginnen.

Nachwahlbefragungen in den Niederlanden haben in der Regel eine Ungenauigkeit, die zwei Sitzen entspricht. Damit dürfte der Vorsprung der PVV nicht einzuholen sein. Auf dem dritten Platz lag die konservativ-liberale VVD des scheidenden Ministerpräsidenten Mark Rutte mit 24 Sitzen. Ruttes letztes Kabinett war im Sommer an einem Streit über Familiennachzug für Geflüchtete zerbrochen. Das Thema Einwanderung bestimmte auch den Wahlkampf. Wilders hatte am Vorabend der Abstimmung in einer im Fernsehen übertragenen Debatte erklärt: "Es reicht jetzt. Die Niederlande können es nicht mehr ertragen. Wir müssen jetzt zuerst an unsere eigenen Leute denken. Grenzen geschlossen. Null Asylbewerber."

Wilders machte international durch seine islamfeindliche und EU-kritische Politik von sich reden. Bei der Wahl 2017 machte er auch durch anti-türkische Rhetorik von sich reden. Im Dezember 2016 wurde er wegen Anstiftung zur Diskriminierung von Marokkanern verurteilt, was auf einen Vorfall aus dem Jahr 2014 zurückging. Die anti-islamische Haltung gilt als Hindernis bei der Regierungsbildung nach der Wahl am Mittwoch. Zwar wurde erwartet, dass Wilders mit VVD und der kleineren Partei NSC am Freitag die Bildung einer Koalition anstrebt. Sie hätten zusammen 79 Sitze. Allerdings haben sich beide zurückhaltend gezeigt und auf Wilders' islamfeindliche Haltung verwiesen.

(Geschrieben von Scot W. Stevenson; Redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Bart H. Meijer und Anthony Deutsch