Ein leitender Angestellter des deutschen Mediengiganten Axel Springer sagte am Donnerstag, dass künstliche Intelligenz Journalisten mehr Zeit für die eigentliche Berichterstattung verschaffen würde, nachdem in einer internen E-Mail davor gewarnt wurde, dass die Technologie zu einem erheblichen Stellenabbau führen würde.

"Für Redaktionen eröffnet KI neue Wege und Freiheiten. Journalisten können lästige Arbeiten an KI auslagern und mehr Zeit und Energie für ihre Kernaufgaben aufwenden", sagte Chief Information Officer Samir Fadlallah gegenüber Reuters am Rande einer Medienkonferenz in Berlin.

Das Unternehmen werde Herausforderungen im Zusammenhang mit der Technologie "konstruktiv" angehen, sagte er.

In einer E-Mail, die Reuters Anfang der Woche zugespielt wurde, skizzierte der Verlag einen "ausschließlich digitalen" Fahrplan für seine Boulevardzeitung Bild, der bis Anfang 2024 umgesetzt werden soll, und erklärte, dass seine "KI-Offensive" den Wegfall vieler Arbeitsplätze bedeuten würde.

"Die Funktionen von Redaktionsleitern, Seitenredakteuren, Korrekturlesern, Sekretärinnen und Fotoredakteuren wird es in der heutigen Form nicht mehr geben", schrieb die Redaktionsleitung an die Bild-Mitarbeiter.

Springer äußerte sich zwar nicht zur Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze, aber Quellen aus dem Unternehmen sagten gegenüber Reuters, dass letztlich eine niedrige dreistellige Zahl von Mitarbeitern gehen müsse.

Fadlallah sagte, sein Fokus liege auf den regulatorischen Herausforderungen und den Möglichkeiten, die die Technologie den Verbrauchern eröffnet.

"Wir sehen in der Generativen KI ein großes Potenzial, unseren Lesern und Nutzern noch attraktivere und individuell zugeschnittene Produkte anzubieten", sagte er und fügte hinzu, dass sie den Nutzern "völlig neue Möglichkeiten der Interaktion" biete.

"Im Mittelpunkt stehen sicherlich Themen wie die notwendige Regulierung, die Vergütung für die Nutzung unserer Inhalte als Trainingsmaterial für große Sprachmodelle und der Datenschutz", sagte er.

Das Unternehmen hat erklärt, dass es die Einnahmen seiner Flaggschiff-Publikationen Bild und Welt bis 2025 durch Umsatzsteigerungen und Kosteneinsparungen um 100 Millionen Euro (109,14 Millionen Dollar) verbessern will und beabsichtigt, die Produktion von Zeitungen in gedruckter Form mittelfristig vollständig einzustellen.

Axel Springer ist in mehr als 40 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit mehr als 18.000 Mitarbeiter. Neben den deutschen Titeln gehören dem Unternehmen die englischsprachige Nachrichten-Website Politico, das US-Medienunternehmen Insider sowie die Rubrikenportale StepStone und AVIV. ($1 = 0,9163 Euro) (Berichterstattung von Klaus Lauer, Redaktion von Anna Mackenzie)