FRANKFURT/MÜNCHEN (dpa-AFX) - EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch warnt die Banken und Sparkassen in Deutschland trotz vergleichsweise guter Geschäftslage vor Selbstzufriedenheit. "Noch spielen die kleineren Banken, speziell die Sparkassen, eine wichtige Rolle für die Finanzierung des Mittelstands. Nicht nur hier in Deutschland, sondern in Europa generell", sagte Mersch laut Redetext am Mittwoch bei einer Veranstaltung des Bayerischen Sparkassenverbandes in München. Es sei jedoch nicht ausgemacht, dass dies auch so bleiben werde: "Die Stabilität des Sparkassensektors ist nicht in Stein gemeißelt."

Sinkende Zinserträge in der Niedrigzinsphase setzen Europas Banken unter Druck, ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum fast auf Null gesenkt. "Noch ist die Ertragslage der kleineren und mittelgroßen Institute und damit auch der Sparkassen solide", konstatierte Mersch. "Mittelfristig sehe ich allerdings Risiken, wenn langfristige Kredite zu sehr niedrigen festen Zinsen vergeben werden."

Die kleineren und regionalen Institute hätten ihre Geschäftsmodelle in den vergangenen 50 Jahren "praktisch gar nicht angepasst": "Sie setzen weiterhin auf einlagenfinanzierte regionale Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen." Der Druck dürfte nach Merschs Ansicht zunehmen: "Verschärfter Wettbewerb in einem Umfeld niedriger Zinsen über einen längeren Zeitraum könnte die Erträge künftig spürbar schmälern. Angesichts geringer Zinsmargen gehören die traditionellen Geschäftsmodelle auf den Prüfstand." Oft verhinderten allzu hohe Kosten den Aufbau zusätzlicher Eigenkapitalpuffer, sagte Mersch./ben/DP/jha