Während die Märkte in dieser Woche mit vier wichtigen Entscheidungen der Zentralbanken konfrontiert sind und am Ende der Woche die Wahlen in Italien anstehen, steigt die Tendenz der Zinssätze immer weiter an.

In Erwartung der höchstwahrscheinlich dritten Zinserhöhung um 75 Basispunkte in Folge durch die US-Notenbank am Mittwoch sehen die Futures-Märkte die Leitzinsen bis zum Ende dieses Jahres auf 4,25 % ansteigen, um dann im März mit 4,5 % zwei volle Prozentpunkte über dem aktuellen Niveau zu liegen und erst 2024 wieder unter 4 % zu fallen.

Da sich die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen ebenfalls auf 4% zubewegen und am Dienstag mit 3,973% ein 15-Jahres-Hoch erreichten, ist klar, dass sich die Märkte auf eine mindestens zweijährige Zinsklemme einstellen. Das letzte Mal, dass die Leitzinsen der Fed zwei Jahre lang über 4% lagen, war 2005-2007, im Vorfeld des Bankencrashs von 2008.

Im Rahmen dessen, was die Anleihemärkte als "Abflachung der Bären" bezeichnen, stiegen die Renditen am Ende der Laufzeitenkurve ebenfalls an, allerdings weniger stark als die der 2-jährigen. Dies führte nicht nur zu einem 11-Jahres-Hoch bei den 10-jährigen Staatsanleihen, sondern auch zu der stärksten Inversion der 2- bis 10-jährigen Renditekurve seit über einem Monat, was für viele Beobachter ein Zeichen für eine bevorstehende Rezession ist.

Und es ist nicht nur die Fed, die auf Hochtouren läuft. Obwohl die Märkte nur eine Wahrscheinlichkeit von eins zu fünf für eine US-Zinserhöhung um 100 Basispunkte in dieser Woche sehen, werden einige verunsichert gewesen sein, als die schwedische Riksbank am Dienstag mit einer Anhebung um einen vollen Prozentpunkt überraschte - eine Jumbo-Zinserhöhung, die nicht einmal die Krone anheben konnte.

Auch von der Schweizerischen Nationalbank und der Bank of England - deren Sitzung wegen des Todes von Königin Elisabeth II. von letzter Woche verschoben wurde - werden in dieser Woche überdurchschnittliche Zinserhöhungen erwartet.

Allen wird der Rat ihres Dachverbandes, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, vom Montag in den Ohren klingen.

"Es ist wichtig, rechtzeitig und energisch zu handeln", sagte der Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung der BIZ, Claudio Borio. "Das Vorziehen von Zinserhöhungen verringert die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung.

Die Bank of Japan wird wahrscheinlich auch diese Woche an ihrer lockeren Politik festhalten. Da die Kerninflation der japanischen Verbraucherpreise im vergangenen Monat jedoch den höchsten Stand seit fast 8 Jahren erreicht hat, wird es in Tokio in Zukunft mehr Diskussionen über diese Haltung geben - nicht zuletzt, weil der schwache Yen die Importinflation verschärft.

Da die deutsche Erzeugerpreisinflation im letzten Monat unerwartet auf 45,8% angestiegen ist, wird die Debatte darüber, inwieweit die in Dollar notierten Kraftstoff- und Lebensmittelimporte durch die steigende US-Währung überbewertet werden, der Europäischen Zentralbank zusätzliches Kopfzerbrechen bereiten.

Die Wahlen in Italien an diesem Wochenende tragen zu dieser Komplexität bei. Die Märkte konzentrieren sich nun darauf, ob die in den Umfragen führende Rechtskoalition eine "Super-Mehrheit" von zwei Dritteln der Parlamentssitze erringen kann.

Der Dollar-Index war am Dienstag vor der Fed-Sitzung fester - weniger als 1% von seinem 20-Jahres-Hoch in diesem Monat entfernt.

All dies bildet einen ziemlich düsteren Hintergrund für die Aktienmärkte, deren katastrophale Jahresbilanz im vergangenen Monat nach einer kurzen Sommerflaute einen Rückschlag erlitt.

Die Kurse am Dienstag hielten sich angesichts der bevorstehenden Fed-Entscheidung. Die späte Erholung am Montag trug dazu bei, das Schiff zu stabilisieren, während die Lockerung der COVID-bedingten Sperrungen in China für etwas Optimismus in Asien sorgte. Die US-Futures tendierten zur Eröffnung unverändert.

Die Aktien von Ford Motor fielen am Montag nachbörslich um mehr als 4%, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, dass die inflationsbedingten Kosten für Zulieferer im laufenden Quartal um etwa 1 Milliarde Dollar höher ausfallen werden als erwartet und dass schätzungsweise 40.000 bis 45.000 Fahrzeuge auf Lager sein werden, für die Teile fehlen.

Wichtige Entwicklungen, die den US-Märkten im weiteren Verlauf des Dienstags mehr Richtung geben dürften:

* Beginn der zweitägigen Sitzung der US-Notenbank - Entscheidung am Mittwoch

* US-Wohnungsbaubeginne und -genehmigungen im August; Philadelphia Fed's Non-Manufacturing Business Outlook im September

* Verbraucherpreisinflation in Kanada im August

* Versteigerung einer 20-jährigen Anleihe durch das US-Finanzministerium

* Generalversammlung der Vereinten Nationen in NYC


GRAFIK: Gesamtinflation in Japan


GRAFIK: Wer besitzt italienische Staatsschulden?


GRAFIK: Fed Funds Target Rate und die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen