NEW YORK (Dow Jones)--Nach der Vortagesrally geht der Wall Street am Freitag im Verlauf die Luft aus. Grund sind die erneut deutlich steigenden Rentenrediten. Unerwartet positiv gestimmte US-Verbraucher belasten den Rentenmarkt und treiben die Marktzinsen nach oben. Der Dow-Jones-Index dreht bis zum Mittag US-Ostküstenzeit 0,9 Prozent ins Minus auf 29.774 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßen 1,7 bzw. 2,2 Prozent ein.

Im Handel heißt es aber auch, die Vortagesrally im Nachklapp auf überraschend hohe Verbraucherpreise sei übertrieben ausgefallen. Nun kehre angesichts weiter steigender Renditen wieder etwas mehr Realismus ein. Dieser wird auch befördert von Aussagen von Esther George, Präsidentin der US-Notenbankfiliale in Kansas City. Sie erwartet weiter steigende Zinsen und kann sich sogar vorstellen, dass der endgültige Leitzins höher ausfallen und länger auf diesem Niveau verbleiben werde.

"Die Bedingungen waren reif für eine kontraintuitive Bewegung, da wir so etwas oft sehen, wenn die Positionierung einseitig ist", erklärt Präsident Jason Goepfert von Sundial Capital Research die Vortagesrally.


   US-Banken mit Quartalszahlen im Fokus 

Die mit Spannung erwarteten Geschäftsberichte der Großbanken zum dritten Quartal spielen am Gesamtmarkt keine große Rolle, obwohl sie mehrheitlich positiv überraschen. Eine höhere Kreditrisikovorsorge, steigende Kosten und Verluste aus Wertpapiergeschäften haben JP Morgan einen deutlichen Gewinnrückgang beschert. Die Ergebnisse fielen aber insgesamt besser als von Analysten erwartet aus. Für die Aktie geht es um 2,7 Prozent nach oben. Wells Fargo hat weniger verdient und blieb beim Gewinn auch hinter den Markterwartungen zurück. Das Einnahmenplus allerdings übertraf die Erwartungen. Die Aktie legt um 3,6 Prozent zu.

Die Citigroup (+1,8%) hat wegen höherer Kosten und der Vorsorge für Kreditausfälle deutlich weniger verdient. Das Ergebnis fiel aber höher aus als die Marktprognosen. Morgan Stanley (-4,4%) hat vor allem wegen eines Einbruchs im Investmentbanking weniger verdient und eingenommen. Das Ergebnis verfehlte die Erwartungen. Wegen des sich eintrübenden Marktumfelds haben die Institute derzeit mit wegbrechenden Einnahmen aus Börsengängen und Unternehmenszusammenschlüssen zu kämpfen. Im Kreditgeschäft profitieren sie dagegen von den rapiden Zinserhöhungen durch die US-Notenbank.


   Zwiespältige Verbraucherdaten 

Die US-Verbraucher senden keine einheitlichen Signale aus. Einerseits hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im Oktober aufgehellt. Denn der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung stieg deutlicher als gedacht. Andererseits enttäuschten die Einzelhandelsumsätze, die im September stagnierten, obwohl der Markt auf einen Anstieg gesetzt hatte. Nachlassenden Inflationsdruck zeigen die Importpreise, denn die gingen im September etwas stärker zurück als prognostiziert. Angesicht steigender Renditen geht das aber unter.


   Benchmarkrendite über 4 Prozent 

Die US-Anleihen geraten mit dem gestiegenen Verbrauchervertrauen unter Druck, die Renditen drehen heftig ins Plus - auch befeuert von George. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen steigt um 7,5 Basispunkte auf 4,02 Prozent.

Der Dollar erholt sich getrieben von steigenden Marktzinsen von den Vortagesabgaben, der Dollarindex klettert um 0,8 Prozent. Die September-Inflationszahlen in den USA dürften einige Marktteilnehmer daran erinnert haben, dass selbst der scheinbar "super-aggressive" Kurs der Fed viel zu wenig aggressiv sein könnte, sagt Analyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.

Anziehende Marktzinsen und der feste Dollar setzen dem Goldpreis zu. Die Ölpreise geben ihrer Vortagesgewinne wieder ab. Die schwachen Einzelhandelsumsätze könnten bereits den Beginn einer Rezession mit einer sinkenden Erdölnachfrage einläuten, heißt es.


   US-Supermarktketten Kroger und Albertsons fusionieren 

Nachdem es am Vortag bereits Spekulationen gegeben hatte, ist es nun offiziell: Die US-Supermarktkette Kroger hat angekündigt, den Konkurrenten Albertsons zu übernehmen. Die Transaktion bewertet Albertsons mit 24,6 Milliarden Dollar und ist eine der größten in der Geschichte der US-Lebensmittelindustrie. Die Aktien von Kroger verlieren 5,1 Prozent, Albertsons fallen um 7,1 Prozent. Zwar planten beide Unternehmen, sich überschneidende Filialen zu verkaufen, um die Zustimmung der Regulierungsbehörden zu erhalten, doch könnte dies ein gewaltiges Unterfangen sein, so Analyst Kelly Bania von BMO Capital Markets.

Der US-Krankenversicherer Unitedhealth (+1,6%) hat im dritten Quartal trotz enorm gestiegener Kosten mehr verdient als Analysten erwartet hatten. Zudem wurde die Gewinnprognose für das laufende Gesamtjahr erhöht.


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INDEX                 zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                29.774,28        -0,9%     -264,44     -18,1% 
S&P-500              3.606,95        -1,7%      -62,96     -24,3% 
Nasdaq-Comp.        10.417,44        -2,2%     -231,71     -33,4% 
Nasdaq-100          10.785,27        -2,3%     -248,31     -33,9% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         4,50      +3,0        4,47      376,8 
5 Jahre         4,27      +6,4        4,20      300,8 
7 Jahre         4,17      +7,8        4,09      272,9 
10 Jahre        4,02      +7,5        3,94      250,7 
30 Jahre        3,99      +6,9        3,92      209,3 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %    Fr, 8:18  Do, 17:01    % YTD 
EUR/USD                0,9733        -0,4%      0,9789     0,9715   -14,4% 
EUR/JPY                144,71        +0,6%      144,29     143,19   +10,6% 
EUR/CHF                0,9777        -0,1%      0,9764     0,9961    -5,8% 
EUR/GBP                0,8694        +0,8%      0,8651     0,8646    +3,5% 
USD/JPY                148,67        +1,0%      147,43     147,39   +29,2% 
GBP/USD                1,1192        -1,2%      1,1315     1,1237   -17,3% 
USD/CNH (Offshore)     7,2193        +0,6%      7,1723     7,2159   +13,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.342,55        -0,3%   19.790,69  18.408,28   -58,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               86,00        89,11       -3,5%      -3,11   +22,2% 
Brent/ICE               91,92        94,57       -2,8%      -2,65   +24,9% 
GAS                            VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF              141,75       153,81       -7,8%     -12,06  +136,9% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.644,79     1.666,30       -1,3%     -21,51   -10,1% 
Silber (Spot)           18,18        18,89       -3,8%      -0,71   -22,0% 
Platin (Spot)          894,65       897,95       -0,4%      -3,30    -7,8% 
Kupfer-Future            3,43         3,46       -0,7%      -0,03   -22,5% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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October 14, 2022 12:40 ET (16:40 GMT)