Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Klimaexperten fordern für die künftige Regulierung des Verkehrssektors einen stärkeren Blick auf den hohen Energieverbrauch beim vernetzten Fahren. Der Effizienzgewinn der Automatisierung könnte bis 2050 bei 4 bis 10 Prozent liegen, sofern effiziente Verfahren mit Big Data genutzt werden, heißt es in einer Analyse des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag der Denkfabrik Agora Verkehrswende. Der Vorteil ginge jedoch schnell verloren, wenn die computergestützten Autos deutlich mehr gefahren würden und enorm stark vom Internet zapfen.

Bereits ab einem Anstieg der Pkw-Fahrleistung von 1 bis 2,6 Prozent jährlich wäre die Energiebilanz des vernetzten Fahrens negativ. Der von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation geförderte Thinktank hatte bereits im August vor den Klimarisiken der Automatisierung gewarnt. Damit diese gering blieben, fordert Agora nun in dem Papier "Auto tankt Internet" nicht nur mehr Angebote im öffentlichen Nahverkehr. Hersteller, Zulieferer und Softwareentwickler müssten die übertragene Datenmenge auch möglichst niedrig halten und effiziente Verfahren entwickeln.

Pro automatisiertem Fahrzeug könnten demnach Datenmengen von 1,4 bis 19 Terabyte pro Stunde anfallen. Bereits eine übertragene Datenmenge von 0,8 Terabyte könne sämtliche Energieeffizienzvorteile zunichtemachen. Nur mit Big Data ließen sich die gesammelte Daten so nutzen, dass die Verbesserung der Verkehrssicherheit und des Verkehrsflusses nicht gleichzeitig zu einem Anstieg des Energieverbrauchs führt. Auch sollten die Daten über das lokale WLAN- und nicht das 5G-Mobilfunknetz übertragen werden.

Die Forscher fordern, dass in den europäischen Flottengrenzwerten neben den CO2-Emissionen künftig auch die Energieeffizienz berücksichtigt wird. Prozessoren und Speicher, die im Auto verbaut sind, fallen laut der Analyse besonders stark ins Gewicht. Der On-board-Energieverbrauch müsse demnach bis 2050 auf 270 Wattstunden pro 100 Kilometer begrenzt werden.

Generell müsse der Energieverbrauch der digitalen Infrastruktur gesondert geregelt werden. "Bisher überwiegt die vage Hoffnung, dass verkehrsbedingte Emissionen gesenkt werden können", erklärte der Direktor von Agora Verkehrswende, Christian Hochfeld. "Dabei werden meist allein das Fahrzeug an sich und der Verkehrsfluss berücksichtigt."

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January 11, 2021 05:23 ET (10:23 GMT)