Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die von der Regierung für das neue Jahr geplante Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde wird nach Erwartung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) für eine spürbare wirtschaftliche Belebung sorgen. "Insgesamt wird der gesetzliche Mindestlohn zu einem Kaufkraftzuwachs von rund 9,8 Milliarden Euro im Jahr führen", sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Robert Feiger. Er verwies dabei auf eine volkswirtschaftliche Mindestlohn-Untersuchung, die die IG BAU beim Pestel-Institut in Hannover in Auftrag gegeben hatte.

Demnach werde es der Regierung durch die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns gelingen, den Konsum anzukurbeln. "Wer lediglich den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, der hat mit dem Tag, an dem dieser auf 12 Euro hochklettert, 2,18 Euro pro Stunde mehr in der Lohntüte als heute", erklärte Feiger. "Das zusätzliche Geld geht nahezu eins zu eins in den Konsum." Die Menschen würden damit notwendige Anschaffungen für den Haushalt machen und sich Dinge leisten, auf die sie bislang verzichten mussten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würde damit "ein kleines lohngeneriertes Konjunkturpaket" gelingen, das in der Phase der Corona-Pandemie 2022 genau richtig komme.

Feiger forderte die Bundesregierung auf, ihre Pläne zur Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns möglichst zügig umzusetzen - ohne die Rolle der Mindestlohnkommission dabei in Frage zu stellen oder deren Kompetenzen perspektivisch zu beschneiden. Zudem sei das "staatliche Lohnsignal", das vom 12-Euro-Mindestlohn ausgehe, für die Gewerkschaften eine gute Basis, um darauf eine neue, faire Lohnentwicklung aufzubauen, sagte Feiger, der nach Angaben der Gewerkschaft selbst Mitglied der Mindestlohnkommission ist.

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January 04, 2022 05:34 ET (10:34 GMT)