DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Seit der Finanzkrise hat der deutsche Staat laut einem Zeitungsbericht stark von den extrem niedrigen Zinsen profitiert. Ab dem Jahr 2008 seien dadurch 290 Milliarden Euro Zinskosten eingespart worden, berichtete das "Handelsblatt" am Donnerstag mit Bezug auf Berechnungen der Deutschen Bundesbank, die der Zeitung vorliegen. Allein 2017 habe die Ersparnis bei Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen bei 50 Milliarden Euro gelegen.

Verglichen wird bei den Berechnungen mit dem Zinsniveau des Vorkrisenjahres 2007, als zehnjährige deutsche Staatspapiere noch mit über vier Prozent rentierten. Aktuell liegt diese Rendite bei rund 0,5 Prozent. Seit Ausbruch der Finanzkrise sanken die Zinsausgaben des deutschen Staates vor allem aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) immer weiter. Zahlte der Bund laut dem Bericht etwa im Jahr 2008 noch 40,2 Milliarden Euro an Zinsen, waren es im Jahr 2016 nur noch 17,5 Milliarden Euro.

Die niedrigen Zinsausgaben tragen wesentlich zur guten Haushaltslage Deutschlands bei. Zahlen des Statistischen Bundesamts vom Donnerstag zufolge nahm der deutsche Staat 2017 zum vierten Mal in Folge mehr Geld ein als er ausgab und erzielte insgesamt einen Überschuss von 1,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Nach Berechnungen des Deutschland-Chefvolkswirts der Bank Unicredit, Andreas Rees, wäre jedoch ohne die extrem niedrigen Zinsen ein Defizit von ungefähr einem Prozent verzeichnet worden./tos/bgf/jha/