Paris (Reuters) - In Paris suchen Dutzende Staats- und Regierungschefs mit internationalen Organisationen nach Wegen, hoch verschuldete Staaten besser zu stützen.

In der Corona-Pandemie sind die Schulden zahlreicher armer Staaten explodiert. Weil nun die Zinsen deutlich steigen, droht vielen davon der Kollaps. Eine wichtige Rolle bei geplanten Hilfen spielt die Weltbank. Sie kündigte Maßnahmen an, um Ländern im Falle von Naturkatastrophen entgegenzukommen. Dafür sprach sich auch die US-Finanzministerin Janet Yellen aus. Für Deutschland nimmt Bundeskanzler Olaf Scholz an der hochrangig besetzten Konferenz teil.

Der neue Weltbank-Chef Ajay Banga will bei einer Rede am Donnerstag laut Manuskript mehrere Möglichkeiten aufzeigen, um Entwicklungsländern stärker zu helfen. Dazu gehörten die Aussetzung von Schuldentilgungen oder mehr Flexibilität bei plötzlichen Katastrophen. Es sei Zeit für eine neue Vision der Weltbank, einer in Washington ansässigen Entwicklungsbank, deren größter Anteilseigner die USA sind. Banga verwies zur Begründung auf den Krieg in der Ukraine, die Klimakrise und die zunehmende Ungleichheit in der Welt.

In einem Reuters vorliegenden Entwurf einer Gipfelerklärung hieß es, die Staats- und Regierungschefs wollten sich hinter Pläne stellen, dass Entwicklungsbanken mehr Kapital einsetzen sollten. So könnten mehr Kredite an arme Länder vergeben werden, solange dadurch nicht die Top-Bonitätsnote "AAA" verloren gehe. Verbindliche Entscheidungen bei dem Gipfeltreffen werden Insidern zufolge allerdings nicht erwartet. Es dürfte eher auch starke Bekenntnisse zur Unterstützung armer Länder hinauslaufen.

Yellen sagte in der französischen Hauptstadt, die Weltbank sollte in Verträge mit ärmeren Staaten Spezialklauseln für Katastrophen einarbeiten. Dies könnte Teil einer größeren Reform der Institution sein. "Diese Klauseln würden den Druck von den Ländern nehmen, wenn sich eine Naturkatastrophe ereignet."

Gastgeber der Konferenz, die auch zusätzliche Mittel im Kampf gegen den Klimawandel mobilisieren soll, ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Eine Gruppe von Entwicklungsländern hat die sogenannte Bridgetown-Initiative auf die Agenda gesetzt, benannt nach der Hauptstadt der Karibik-Insel Barbados. Sie fordert unter anderem Schuldenerleichterungen des Internationalen Währungsfonds und schnellere Verhandlungen zur Restrukturierung von Schulden ein. Den Entwicklungsländer wurde zudem versprochen, dass reichere Staaten pro Jahr 100 Milliarden Dollar zur Anpassung an den Klimawandel mobilisieren, hinken bei der Umsetzung aber weiter hinterher.

(Bericht von Leigh Thomas und John Irish, geschrieben von Christian Krämer.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)