Das für die EZB-Geldpolitik wichtige Barometer, der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward, fiel am Dienstag auf 1,5059 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Ende 2016. Investoren erwarten demnach, dass ab 2024 die Inflation über einen Zeitraum von fünf Jahren bei eben jenen rund 1,5 Prozent liegen wird. Die Teuerung bliebe damit auch langfristig unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank, was zur Folge haben könnte, dass die Zinsen im Euro-Raum noch sehr lange sehr niedrig bleiben.

Die EZB strebt eine Teuerung von knapp unter zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an. Im Dezember lag sie bei 1,6 Prozent. Die Währungshüter halten ihren Leitzins bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Auch viele Volkswirte haben ihre Inflationserwartungen inzwischen gesenkt. So rechnen professionelle Beobachter der EZB-Geldpolitik für 2023 nur noch mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von 1,8 Prozent. Zuvor waren noch 1,9 Prozent erwartet worden. Aus Sicht der EZB überwiegen mittlerweile die Risiken für die Konjunkturaussichten. Auf ihrer ersten Zinssitzung im neuen Jahr am Donnerstag hatte sie ihre bisherige Risikoeinschätzung gekippt, dass sich bei den Perspektiven für die Wirtschaft Gefahren und Chancen weitgehend die Waage halten.