Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat sich gegen die Pläne von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gestellt, ein deutsches Schnellladenetz für Elektroautos vor allem durch öffentliche Ausschreibungen hochzuziehen. Dies sei "nicht zielführend", da staatliche Aufträge "im Ergebnis einen beschleunigten, wettbewerbsgetriebenen Ausbau ausbremsen", kritisierte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. Es sei auch unklar, wie mit diesem System nach Zielerreichung der Übergang zum Markt aussehen soll.

Der BDEW kritisierte auch die kurze Zeit für eine Stellungnahme: Das Verkehrsministerium habe den Entwurf für das Schnellladegesetz am 28. Dezember vorgelegt und nur eine Frist von einer reichlichen Woche eingeräumt. In dem Entwurf, in den Dow Jones News Einblick hatte, definiert das Ressort den Aufbau der Schnellladeinfrastruktur als "öffentliche Aufgabe". Während Standorte an Autobahnen schnell lukrativ sein dürften, fürchten Verkehrsplaner, dass der Betrieb gerade in ländlich abgelegenen Regionen langfristig unwirtschaftlich bleibt. Der Bund soll deshalb den Aufbau und Betrieb der Ladesäulen planen, überwachen und im Zuge der Ausschreibung auch finanzielle Mittel bereitstellen.

Aus Sicht der Energielobby bietet aber die Ladesäulenverordnung bereits einen guten Rahmen für den Markthochlauf. Überregulierung sowie "ständiges Herumdoktern an regulatorischen Vorgaben" wie mit Scheuers Schnellladegesetz oder demnächst in der europäischen Alternative Fuels Infrastructure Directive seien dagegen "kontraproduktiv", warnte die BDEW-Hauptgeschäftsführerin.

Sie kritisierte auch die im Zuge der Ladesäulenverordnung diskutierte verpflichtende Verwendung einer Debitkarte, da diese nicht alle sinnvollen Bezahlvarianten unterstütze und in der Breite der Hersteller gar nicht genügend Geräte verfügbar seien. "Das ist kein investitionsfreundliches Umfeld für den Ausbau der Ladeinfrastruktur", sagte Andreae. Stattdessen sollten die Fördermaßnahmen verbessert, Genehmigungsverfahren und Netzausbau erleichtert werden. Auch müsse das Laden zu Hause und beim Arbeitgeber gesetzlichen Vorrang haben.

Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, müssen die Emissionen im Verkehr bis 2030 im Vergleich zu 1990 um bis zu 42 Prozent sinken. Dazu sollen bis Ende des Jahrzehnts sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen sein.

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January 07, 2021 07:50 ET (12:50 GMT)