Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die sektorübergreifende Interessenvertretung der deutschen Kreditinstitute, die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), hat die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) angekündigte Anhebung des antizyklischen Eigenkapitalpuffers von 0,00 auf 0,75 Prozent kritisiert. Wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht, nimmt sie weniger an den Maßnahmen als solchen als vielmehr ihrer Schärfe Anstoß. "Die Bafin aktiviert makroprudenzielle Maßnahmen in einem Umfang, der nicht nachvollziehbar ist", heißt es in der Erklärung.

Laut DK kommt die Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers auf 0,75 Prozent "zur Unzeit", weil die Erholung der deutschen Wirtschaft mit hoher Unsicherheit behaftet sei und einer dynamischen Kreditvergabe vor allem an Unternehmen bedürfe. "Die Erhöhung der Kapitalanforderungen auf breiter Front wird die Kreditvergabekapazität der Banken und Sparkassen deutlich einschränken", beklagt sich die DK. Insbesondere sei die Kreditvergabe an inländische Unternehmen betroffen.

Die Bafin hatte auf Beschluss des Ausschusses für Finanzstabilität (AFS), dem außer ihr auch Bundesbank und Bundesfinanzministerium angehören, zudem einen zusätzlichen Eigenkapitalpuffer von 2,0 Prozent angekündigt. "Wir müssen jetzt präventiv handeln, am Beginn einer Aufschwungphase, um das Finanzsystem vor künftigen Risiken zu schützen", sagte Bundesbankvizepräsidentin Claudia Buch in einer Pressekonferenz des AFS.

Sie verwies darauf, dass die Wohnimmobilienpreise ein Deutschland im dritten Quartal 2021 um 12 Prozent gestiegen seien und die Kreditvergabe zum Immobilienerwerb um 7 Prozent zugenommen habe. Die DK bemängelt, dass dieser Extra-Eigenkapitalzuschlag "undifferenziert" jede Wohnimmobilienfinanzierung von Banken und Sparkassen treffe.

"Dies erhöht das Risiko, dass Finanzierungssuchende in andere, gegebenenfalls weniger stark regulierte Sektoren ausweichen", warnt die Interessenvertretung der Banken. Um die in ausgewählten Märkten dynamische Entwicklung der Preise für Wohnimmobilien zu dämpfen, sei auf jeden Fall eine überzeugende wirtschaftspolitische Weichenstellungen für ein ausreichendes Wohnimmobilienangebot notwendig. "Hier ist die Politik gefordert", so die DK.

Nach Aussage von Bafin-Chef Mark Branson werden die beiden Maßnahmen zusammen dazu führen, dass 22 Milliarden Euro im Bankensystem "konserviert", also nicht ausgeschüttet werden. Den Bedarf an zusätzlichem Eigenkapital bezifferte er auf 200 Millionen Euro. 2019 hatte die Bafin einen entsprechenden Puffer von 0,25 Prozent verfügt, wegen der Corona-Pandemie aber wieder zurückgenommen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/mgo

(END) Dow Jones Newswires

January 12, 2022 09:54 ET (14:54 GMT)