BERLIN (Dow Jones)--Die Deutsche Bahn versucht, den ab nächste Woche möglichen mehrtägigen Streik der Gewerkschaft GDL durch ein neues Angebot zu verhindern. Der Personalvorstand des Unternehmens zeigte sich in einem Zeitungsinterview offen gegenüber den geforderten Änderungen an Schichtmodellen und hält eine noch stärkere Lohnerhöhung, als sie bisher offeriert, für denkbar. "Natürlich gibt es bei einem Angebot immer dann Spielräume, wenn am Ende alles stimmt", sagte Personalvorstand Martin Seiler der Süddeutschen Zeitung.

Seiler betonte, die Deutsche Bahn komme der GDL bei ihrer Kernforderung jetzt weit entgegen. "Wir wollen jetzt über zusätzliche Wahlmodelle für Schichtarbeiter verhandeln. Die könnten dann statt 38 nur noch 35 Stunden arbeiten - oder auch 40 Stunden. Jeder wählt aus, wie in einer Cafeteria", sagte er der Zeitung.

Auch beim von GDL-Chef Claus Weselsky geforderten Lohnausgleich zeigt sich die Bahn gesprächsbereit: "Wir wollen mit der GDL darüber reden, was möglich ist", sagt Seiler. Wenn durch kürzere Arbeitszeiten Zusatzkosten entstünden, müsse es aber Abstriche bei der Lohnerhöhung geben. "Wir gehen mit unserem Angebot einen großen Schritt auf die GDL zu", sagt Seiler. "Sie muss sich jetzt auch bewegen. Und: Die GDL muss auf überflüssige Streiks verzichten. Dafür gibt es jetzt wirklich keinen Grund mehr."

Dem Bericht zufolge bietet die Bahn außerdem an, dass Mitarbeiter in Betrieben mit GDL-Tarifvertrag künftig per App ihre Schicht wählen, wie es das bereits in Betrieben mit Tarifvertrag der Gewerkschaft EVG gibt. "Da wählen Mitarbeitende, ob sie morgens oder abends arbeiten wollen, am Wochenende oder nur unter der Woche", sagt Seiler. Dadurch bekämen sie in 80 Prozent der Fälle die Schichten, die sie sich wünschen. So ließen sich Beruf und Privates viel besser verbinden.

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January 05, 2024 06:30 ET (11:30 GMT)