Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) forderte eine Verlängerung des Shutdown. Wegen der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen führe daran aus gesundheitlichen und auch aus wirtschaftlichen Gründen kein Weg vorbei. Vor den Beratungen von Bund und Ländern am morgigen Dienstag erklärte DIW-Präsident Marcel Fratzscher, dass eine lang anhaltende zweite Infektionswelle das größere Übel wäre. Auch forderte er weitere Unterstützung für die Wirtschaft.

"Eine Verlängerung des harten Lockdown ist unvermeidbar und richtig, auch aus wirtschaftspolitischer Perspektive. Für die Wirtschaft gilt, was für die Gesundheit richtig ist: Oberste Priorität muss eine möglichst schnelle Kontrolle und Eindämmung der zweiten Infektionswelle haben", erklärte Fratzscher. "Die Restriktionen sind für die betroffenen Branchen natürlich schmerzhaft und mit hohen Kosten verbunden. Ohne Lockdown-Verlängerung wären die wirtschaftlichen Kosten einer lang anhaltenden zweiten Infektionswelle jedoch deutlich höher."

Bund und Länder wollen am Dienstag über ein Verlängerung des zunächst bis zum 10. Januar befristeten Lockdowns beraten, von dem Geschäfte, Restaurants, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Schulen und Kindergärten betroffen sind.


Zielgenauere Hilfen für Unternehmen 

Die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung müssten bei ihrem Treffen die Unterstützung für die Wirtschaft verlängern und ausbauen, denn Unternehmen kämen zunehmend in Schieflage, forderte Fratzscher. "Bei den wirtschaftspolitischen Maßnahmen wird die Politik in diesem Jahr noch nach mal nachjustieren müssen, damit sie zielgenauer diejenigen erreicht, die diese Hilfe besonders stark benötigen", forderte der DIW-Chef.

Auch hoffe er, dass die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten den Fehler vom September und Oktober, als sie zu spät, zu zögerlich und widersprüchlich kommuniziert und gehandelt hätten, nicht wiederholen werden. "Diesmal sollten sie mit aller Entschiedenheit einen klaren Kurs vorgeben und politische Streitigkeiten beiseitelegen", mahnte Fratzscher.

Falsch wäre zudem eine bevorzugte Behandlung derer, die bereits eine Impfung erhalten konnten. Ein hohes Maß an Fairness, Nachvollziehbarkeit und Transparenz der Maßnahmen sei essenziell für deren Akzeptanz und damit deren Erfolg, so das DIW.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/jhe

(END) Dow Jones Newswires

January 04, 2021 05:42 ET (10:42 GMT)