BERLIN (dpa-AFX) - Gut neun Monate nach Antritt der Bundesregierung hat der Deutsche Gewerkschaftsbund dem schwarz-roten Bündnis ein gemischtes Zeugnis ausgestellt. "In den ersten Monaten der aktuellen großen Koalition ist mehr gelungen, als in der Öffentlichkeit angekommen ist", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Gut für die Bevölkerung sind etwa das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit, die Stabilisierung des Rentenniveaus und die Rückkehr zur gleichmäßigen Finanzierung der Krankenversicherung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber."

"Aber das ist erst der Anfang", mahnte Hoffmann. Er forderte: "Wir brauchen mehr Gerechtigkeit im Land." An wichtigen Stellschrauben werde nicht angesetzt. "Im internationalen Vergleich driften in Deutschland die Einkommen besonders stark auseinander", so der oberste Gewerkschafter Deutschlands. "Auch die Vermögen sind sehr ungleich verteilt."

Hoffmann verlangte grundlegende Veränderungen: "In deutschen Städten prallen ein öffentlich zur Schau gestellter Reichtum und ein Heer an Obdachlosen aufeinander. Das geht gar nicht." Ferner sei der große Niedriglohnsektor mit rund vier Millionen Menschen "inakzeptabel"./bw/DP/zb