Stuttgart (Reuters) - Der Markt für klimafreundliche Produkte entwickelt sich dem Stiftungskonzern Bosch zufolge nicht so schnell wie erhofft.

Das Unternehmen investiere weiter offensiv in Zukunftstechnologie für den Klimaschutz, erklärte Bosch-Chef Stefan Hartung am Dienstagabend in Stuttgart. "Allerdings sehen wir, dass sich die Marktdurchdringung mit solchen Technologien verzögert und der Schub vom Markt nachgelassen hat." Verantwortlich dafür ist nach seiner Ansicht vor allem die Klimapolitik der Bundesregierung. "Das Problem ist die sprunghafte Umsetzung, wie wir sie zuletzt etwa mit der plötzlichen Abschaffung der E-Auto-Prämie in Deutschland erleben konnten." Unklare Rahmenbedingungen schreckten Käufer von E-Autos oder Wärmepumpen ab. Der Boom bei den klimafreundlichen elektrischen Heizungen endete durch das Hin und Her über die gesetzlichen Vorgaben und die konjunkturelle Talfahrt der Bauindustrie Mitte letzten Jahres.

Der Stuttgarter Konzern - weltweit der größte Autozulieferer und Hersteller einer breiten Palette von Technikprodukten von Heizungen über Halbleiter bis hin zu Haushaltselektronik - müsse wegen der schwächeren Auftragslage Stellen abbauen, um wettbewerbsfähiger zu werden, sagte Hartung. Insgesamt werden in der Autozuliefersparte Mobility in drei Sparten rund 3200 Arbeitsplätze bis 2026 wegfallen, bei elektrischen Werkzeugen bis zu 560. In Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern sollen sozialverträgliche Lösungen gefunden werden. Ein Teil der Betroffenen könne umgeschult werden, um den Job zu wechseln. Weltweit arbeiteten bei Bosch im vergangenen Jahr knapp 428.000 Menschen, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. In Deutschland blieb die Zahl der Beschäftigten mit knapp 134.000 stabil.

Das Unternehmen steigerte im vergangenen Jahr trotz schwacher Konjunktur weltweit den operativen Gewinn um ein Fünftel. Das Betriebsergebnis legte nach vorläufigen Zahlen um 800 Millionen Euro auf 4,6 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Der Umsatz kletterte um vier Prozent auf 91,6 Milliarden Euro. Wechselkursbereinigt war der Anstieg stärker mit einem Plus von acht Prozent. "Das Jahr 2023 war für Bosch schwieriger als erwartet", sagte Hartung. "Wir sind trotz starkem Gegenwind vorangekommen." Auch das laufende Jahr werde herausfordernd.

Der Stiftungskonzern erhöhte seine Umsatzrendite auf 5,0 von 4,3 Prozent. Ursprünglich war für dieses Jahr eine Marge von sieben Prozent bei 100 Milliarden Euro Umsatz angepeilt. Wegen der Stagnation am globalen Automarkt, dem Abschwung im Maschinenbau und bei Elektro-Konsumgütern sowie der lahmenden Nachfrage nach Heiztechnik wird daraus vorerst nichts. Das werde noch ein, eher zwei Jahre dauern, erklärte Hartung. Eine Jahresprognose nennt Bosch erst bei Vorlage der Bilanz im April.

Die Kernsparte Mobility, das Autozuliefergeschäft, erreichte sieben Prozent Umsatzwachstum auf 56,3 Milliarden Euro. Das lag zum Teil an Preiserhöhungen. Dem standen stark gestiegene Kosten gegenüber, was das Gewinnwachstum gebremst haben dürfte. Das Betriebsergebnis der Sparten wird ebenfalls erst im April veröffentlicht. Bei der globalen Automobilproduktion erwartet der weltweit größte Zulieferer eine Seitwärtsbewegung.

Einen Einbruch der Nachfrage nach Elektroautos erwartet Mobility-Chef Markus Heyn nicht. Der Markt entwickele sich allerdings zurzeit "gemächlich". Hohe Preise für E-Autos und der Wegfall der staatlichen Kaufprämie in Deutschland dämpfen die Nachfrage. Doch sei mit einigen neuen Modellen zu Preisen zwischen 20.000 und 30.000 Euro ab diesem Jahr mit mehr Dynamik zu rechnen. "Langfristig wird sich die Elektromobilität Bahn brechen, auch wenn es nicht linear nach oben geht."

"Das neue Geschäftsjahr wird mindestens so herausfordernd wie 2023", sagte Finanzchef Markus Forschner. Die höheren Zinsen bremsten das Wirtschaftswachstum, die Konjunktur auf dem wichtigen Markt China kühle sich ab. Maschinenbau und Konsumgüter blieben im Abschwung.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)