FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Um über 20 Prozent hat sich der DAX seit September erholt, nun ist nach Einschätzung vieler Analysten Kasse machen angesagt. In den USA werde der Black Friday diese Woche zeigen, ob trotz Inflation noch Geld für den Konsum da ist.

21. November 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die Hoffnungen auf moderatere Zinserhöhungen der Notenbanken haben zuletzt einen Dämpfer erhalten. "Mitglieder der US-Notenbank Fed bereiteten der Rallye ein Ende", erklärt Claudia Windt von der Helaba. Chefs der regionalen US-Notenbanken hätten erneut betont, dass zur nachhaltigen Bekämpfung der Inflation eine Rezession in Kauf genommen werde. Gleichzeitig sei ein Leitzins zwischen 5 Prozent und 7 Prozent ins Spiel gebracht worden. "Sofern diese falkenhafte Rhetorik auch den Zweck hatte, dass die Anleger nicht übermütig werden, so ist das gelungen."

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Informationen: boerse-frankfurt.de/frauenundfinanzen

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Zuvor hatten die Aktienmärkte in Erwartung geringerer Zinserhöhungen über Wochen kräftig zugelegt, der DAX zum Beispiel um über 20 Prozent seit seinem September-Tief. Die US-Börsen waren am Freitag mit leichten Gewinnen aus dem Handel gegangen.

Auch schlechte Nachrichten aus China beunruhigen heute: Dort wurde vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen am Sonntag der erste Corona-Tote seit gut einem halben Jahr gemeldet. Die erhoffte Lockerung der strengen Corona-Maßnahmen könnte nun ausbleiben.

Reicht das Geld für den Black Friday?

Vor allem in den USA dürfte es diese Woche allerdings ruhiger zugehen: Am Donnerstag wird Thanksgiving gefeiert, der Tag danach - der Black Friday - wird von vielen als Brückentag genutzt. "Diese Woche dürfte davon geprägt sein, ob die Amerikaner nach den hohen Kosten für ihr Thanksgiving-Essen noch Mittel haben, mit dem Black Friday die Weihnachtskaufsaison zu eröffnen", bemerkt Windt. Die Frage nach einer Jahresendrallye an den Aktienmärkten sei damit wohl ebenfalls eingeläutet.

"Konjunktursorgen belastender"

Thorsten Weinelt von der Commerzbank geht davon aus, dass sich der Fokus der Kapitalmärkte in den kommenden Wochen und Monaten von Inflationssorgen Richtung Rezessionsängste verschieben wird. "Die US-Inflation hat wahrscheinlich ihren Hochpunkt gesehen", bemerkt der Chefanlagestratege. So sei seit Januar die durchschnittliche Volkswirte-Prognose für die Inflation 2023 für den Euroraum von 1,5 Prozent auf 5,8 Prozent gestiegen, für die USA hingegen nur von 2,3 Prozent auf 4,1 Prozent. "Nach den überraschend starken Kursgewinnen der vergangenen Wochen dürfte eine Konsolidierung an den Aktienmärkten einsetzen." Der Rückenwind durch fallende US-Inflationszahlen werde wohl abnehmen. "Konjunktursorgen dürften zunehmend belasten."

DAX anfälliger für Gewinnmitnahmen

Nach Einschätzung von Franz-Georg Wenner von Index Radar ist der DAX mittel- und langfristig heiß gelaufen und damit wieder etwas anfälliger für Gewinnmitnahmen. "Erkennbar ist dies daran, dass sich die Kurse so weit von ihren entsprechenden Mittelwerten an den oberen Rand weg bewegt haben wie schon lange nicht mehr." Dazu komme ein markanter horizontaler Wendebereich bei 14.500 bis 15.000 Punkten. "Das muss den DAX nicht aufhalten, aber zumindest bremsen." Oberhalb der 14.400er-Marke verlaufe außerdem auch der meistgehandelte Bereich des aktuellen Jahres. "Viele Positionen, die noch im ersten und vor allem zweiten Quartal 2022 eröffnet wurden, kommen nun erstmals seit langem wieder in die Gewinnzone beziehungsweise können ohne Verlust liquidiert werden."

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Mittwoch, 23. November

10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex November. Die Commerzbank erwartet, dass sowohl der Index für das verarbeitende Gewerbe als auch jener für den Dienstleistungssektor auf ihren aktuellen Tiefständen verharren. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession im Winterhalbjahr 2022/23 weiter.

14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebige Güter.

20.00 Uhr. USA: Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung. Das Sitzungsprotokoll zur letzten Zinserhöhung könnte nach Einschätzung der DekaBank interessante Informationen über den damaligen Diskussionstand der Fed-Mitglieder liefern.

Donnerstag, 24. November

USA: Thanksgiving. Es findet kein Handel statt.

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima November. Der Einbruch des ifo-Geschäftsklimas war laut Commerzbank bisher in erster Linie auf deutlich pessimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Die November-Zahlen würden zeigen, ob sich nun auch die tatsächliche Geschäftslage verschlechtere und sich die deutsche Wirtschaft bereits auf dem Weg in eine Rezession befinde. Die Analysten erwarten einen leichten Rückgang.

13.00 Uhr. Eurozone: Protokoll der EZB-Sitzung vom 27. Oktober. Die Zusammenfassung wird laut DekaBank eine kontroverse Diskussion unter den Mitgliedern widerspiegeln. Zentrale Themen seien wohl gewesen, in welchem Ausmaß die konjunkturelle Abkühlung den Preisauftrieb dämpfen werde und inwieweit die derzeit sehr hohen Inflationsraten ein Risiko für die Verankerung der langfristigen Inflationserwartungen darstellten.

Freitag, 25.November

USA: Brückentag (Black Friday). Verkürzter Handel.

von: Anna-Maria Borse, 21. November 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)