FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. Januar 2022. FRANKFURT. Insbesondere professionelle Pessimisten haben direkt zum Jahresbeginn Kasse gemacht, während private Anleger etwas vorsichtiger geworden sind. Für Goldberg immer noch ein förderliches Szenario, wenn auch leicht schwächer.

Allen institutionellen Investoren, die sich bei unserer vergangenen Sentiment-Befragung pessimistisch gezeigt hatten, muss man tatsächlich einen guten Riecher für die Entwicklung an den Aktienmärkten bescheinigen. Dabei dürften es nicht einmal die negativen Omikron-Schlagzeilen gewesen sein, die dafür sorgten, dass der DAX - ausgehend von seinem Beinahe-Allzeithoch vom vergangenen Mittwoch - vorübergehend rund 3,4 Prozent seines Wertes verlor. Vielmehr wird es dem am Abend des gleichen Tages publizierten Protokoll zur Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank vom Dezember zugeschrieben, dass die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks deutliche Rücksetzer hinnehmen mussten. Ein Dokument, das offenbar bei vielen Akteuren den Eindruck erweckte, die Fed könne bereits in diesem Jahr nicht nur mit einer Reihe von Zinserhöhungen, sondern - für manch einen überraschend - auch mit einem Abschmelzen ihrer hohen Anleihebestände beginnen. Immerhin: Bis zum heutigen Erhebungszeitpunkt hat der DAX einen Teil seiner Verluste wieder aufgeholt, so dass aktuell noch ein Wochenminus von 1,2 Prozent übrig bleibt.

Gewinne mitgenommen

Allerdings hat sich der Pessimismus bei den von uns befragten institutionellen Investoren nicht verfestigt. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 17 Punkte auf einen neuen Stand von +7 gestiegen. Nicht zuletzt, weil knapp ein Viertel der in der vergangenen Woche pessimistisch eingestellten Akteure erwartungsgemäß nur kurzfristig auf einen DAX-Rücksetzer spekuliert und folgerichtig nun die aufgelaufenen Gewinne realisiert hat. Dabei haben sich 70 Prozent der ehemaligen Bären direkt auf die Bullen-Seite geschlagen und ihr Engagement so um 180 Grad gedreht. Für manchen Investor also ein guter Einstand zu Jahresbeginn.

Bei den Privatanlegern konnten wir indes eine Entwicklung in die andere Richtung feststellen, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels ging um 5 Punkte zurück auf einen neuen Stand von +10. Dabei hat sich die Gruppe der Optimisten um 4 Prozentpunkte reduziert, wobei interessanterweise nur ein kleiner Anteil direkt auf die Bärenseite gezogen ist - im besten Fall hat sich die Mehrheit der Abwanderer mit Gewinnmitnahmen begnügt.

Stimmungskluft fast wieder geschlossen

Mit der heutigen Erhebung ist die zu Jahresbeginn entstandene Kluft zwischen institutionellen und privaten Investoren bis auf wenige Punkte wieder geschlossen worden. Und so scheint man bei den von uns befragten Investoren mehrheitlich nicht davon auszugehen, dass sich die Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte zumindest in den kommenden Wochen aufgrund einer möglicherweise strafferen Geldpolitik der US-Notenbank nachhaltig ändern werden.

Allerdings ist der Optimismus der von uns befragten Investoren nicht so hoch, als dass man sich um den hiesigen DAX allein aus Sentiment-technischer Sicht Sorgen machen müsste. So dürften an der Oberseite etwaige Gewinnmitnahmen (möglicherweise im Bereich von 16.400/16.450 DAX-Punkten) für den DAX ein temporäres Hindernis bilden.

Schwieriger gestaltet sich die Situation indes an der Unterseite, da es schwer einzuschätzen ist, ob weitere heimische Nachfrage unserer Investoren im Falle eines erneuten Rücksetzers (möglicherweise bei 15.550/15.600) ausreichen würde, um das Börsenbarometer nachhaltig zu stützen. Dies gilt insbesondere, falls es zu Kapitalabflüssen langfristiger (internationaler) Investoren kommen sollte. So gesehen hat sich die Gesamtsituation für den DAX gegenüber der Vorwoche unter dem Strich etwas verschlechtert.

12. Januar 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)