FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach turbulenten Tagen mit teils kräftigen Rückgängen am deutschen Aktienmarkt sieht es aktuell wieder etwas besser aus. Allerdings rechnen viele Analysten mit anhaltend unruhigen Zeiten.

31. Januar 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Steigende Zinsen, eine straffere US-Geldpolitik, und dann auch noch Corona und die Ukraine-Krise - das neue Jahr hat Anleger*innen bereits einiges abverlangt. Nach dem Endspurt an der Wall Street am Freitag startet der DAX zwar mit einem klaren Plus in die neue Handelswoche. Der Index steht am Morgen bei 15.524 Punkten rund 1,3 Prozent im Plus, am Freitag zu Handelsschluss waren es 15.415 Zähler. Ruhe ist Analysten zufolge allerdings erst einmal nicht zu erwarten.

Nicht mehr so stark steigende Kurse

"Eigentlich zählt der Januar zu den börsenfreundlichen Monaten", kommentiert Markus Reinwand von der Helaba. Der schwache Jahresauftakt habe aber einen Vorgeschmack auf ein vermutlich schwieriges Jahr gegeben. "Bekanntlich sind Zinserhöhungsphasen nicht die beste Zeit für Aktien." Das bedeute aber nicht, dass Dividendentitel bereits zu Beginn einer solch einer Phase negativ reagierten. Schließlich würden die geldpolitischen Zügel in der Regel gestrafft, während die Wirtschaft expandiere und die Unternehmensgewinne stiegen.

"Allerdings zeigt die Historie, dass Aktienkurse dann nicht mehr so stark wachsen wie die Unternehmensgewinne, sondern ein Teil für den Bewertungsabbau verwendet wird." Angesichts aktuell schon sehr hoher Bewertungen bei US-Titeln gelte dies in diesem Zyklus umso mehr.

"Kein hartes Brot, nur weniger Zuckerplätzchen"

"Jetzt wird aus Vermutung Gewissheit: Im März erfolgt die erste US-Leitzinserhöhung", erklärt Robert Halver von der Baader Bank. Und auch auf jeder der sechs noch folgenden Sitzungen der Fed 2022 seien weitere Zinssteigerungen kein Tabu mehr. Dramatisch sei das aber nicht: "Die Fed verteilt weniger Zuckerplätzchen, aber sicher kein hartes Brot."

Halver geht davon aus, dass die Fed das bereits angeschlagene Vertrauen der Finanzmärkte nicht weiter überstrapazieren wird. Sie werde sich vielmehr an der "passiven Entwässerung" im Rahmen ihres Quantitative Tightening zwischen 2017 und 2019 orientieren: nicht als aktiver Anleiheverkäufer auftreten, sondern auf die Wiederanlage fällig werdender Papiere verzichten. "Damals hat die nur moderate Liquiditätsrücknahme zu einer freundlichen Stimmung am amerikanischen Rentenmarkt geführt."

"Sinkender Abwärtsdruck"

Charttechnisch lässt der Abwärtsdruck nach, wie Christian Henke von IG erklärt. Für eine Erholung sollten die 15.500-Punkte-Marke sowie das 50 Prozent-Retracement bei 15.556 Zählern überwunden werden. Gefährlich sei ein wiederholter Rutsch unter das 61,8 Prozent-Retracement bei 15.381 Punkten. "Die Unterseite der ehemaligen Handelsspanne bei 15.169 Zählern könnte dann wieder angesteuert werden."

Die neue Woche ist vollgespickt mit wichtigen Terminen: EZB-Treffen, US-Arbeitslosenzahlen, Inflation in der Eurozone und außerdem viele weitere Quartalszahlen von Unternehmen wie Alphabet, Amazon und Meta, hierzulande Infineon, Siemens Healthineers und Hannover Rück.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

China: Neujahrsfeiertage. Die Festlandsbörsen bleiben wegen des Neujahrsfests die ganze Woche geschlossen.

Montag, 31. Januar

11.00 Uhr. Eurozone: BIP viertes Quartal 2021, erste Schätzung.

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Januar. Auslaufende Basiseffekte könnten der Deutschen Bank zufolge zu einem Rückgang der Inflationsrate geführt haben.

Mittwoch, 2. Februar

11.00 Uhr. Eurozone. Verbraucherpreise Januar. Die Kernteuerungsrate dürfte aufgrund von Sondereffekten im Januar auf 1,9 Prozent gefallen sein, erklärt die Commerzbank. Für die alle Güter umfassende Inflationsrate erwarten die Analysten mit 4,4 Prozent ebenfalls eine deutlich niedrigere Rate als im Dezember (5 Prozent).

Donnerstag, 3. Februar

13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Angesichts der stetigen Verbesserung der Arbeitsmarktlage sowie der mehrere Monate lang über den Erwartungen liegenden Inflationsraten könnte der Leitzins der Deutschen Bank zufolge angehoben werden.

13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Sitzung. Nachdem die EZB im Dezember die Einstellung des Wertpapierkaufprogramms PEPP und den Pfad der Wertpapierkäufe des APP für die kommenden Monate angekündigt hatte, sind die geldpolitischen Weichen für die nähere Zukunft gestellt, wie die DekaBank feststellt. Bei dieser Ratssitzung werde die EZB nur ihre Bereitschaft zu einem Kurswechsel bei dauerhaft zu hoher Inflation bekunden und gleichzeitig weiterhin vor einer verfrühten Straffung der Geldpolitik warnen.

Freitag, 4. Februar

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Januar. Anders als im Dezember dürfte sich Omikron im Januar ausgewirkt haben, meint die Commerzbank. Die Analysten rechnen mit einer nur unveränderten Beschäftigung nach dem Anstieg um 199.000 im Dezember. Angesichts des Abflauens der Infektionswelle werde die Erholung am Arbeitsmarkt aber wohl bald weitergehen.

von: Anna-Maria Borse

31. Januar 2022, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)