Die Energieversorgung ist eines der Themen bei einem noch am Montag geplanten treffen von US-Präsident Joe Biden mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, in Washington. Katar ist der weltweit größte Lieferant von Flüssigerdgas (LNG) und könnte das Gas nach Europa umleiten, sollte es infolge der Spannungen zwischen dem Westen und Russland zu Versorgungsengpässen kommen.

Das Emirat hat bereits mit der Europäischen Union über Gas-Lieferungen gesprochen. Katar fordere von der EU, dass es den Weiterverkauf von LNG-Gas unterbindet, wenn Europa Notfall-Lieferungen haben wolle, sagte eine mit den Verhandlungen betraute Person zu Reuters. Außerdem solle die EU ihre Vorbehalte gegen langfristige Verträge auch für LNG-Gas aufgeben. Die EU sieht den freien Handel mit Gas als Mittel, um die Energiesicherheit zu sichern. Einige Produzenten und Konsumenten kritisieren aber, dass diese Politik zu einem Anstieg der Preise geführt habe.

Auch in Deutschland gibt es Bemühungen, LNG-Kapazitäten aufzubauen, um mehr Flüssiggas anlanden zu können. Bundeskanzler Olaf Scholz unterstütze Pläne, "einen oder mehrere" Terminals für Flüssiggas zu bauen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Eine Sprecherin des Wirtschafts- und Klimaministeriums sagte, derzeit seien die LNG-Terminals in Europa zu 71 Prozent ausgelastet. Grund dafür ist der generelle Anstieg der Gaspreise, der das früher stets teurerer LNG-Gas wettbewerbsfähiger mache.

Scholz hatte als Finanzminister der damaligen Bundesregierung den USA unter dem früheren Präsidenten Donald Trump die Investition von einer Milliarde Dollar in LNG-Technik in Aussicht gestellt, wenn die US-Regierung ihre Sanktionen gegen die Ostseepipeline Nord Stream 2 fallen lasse. Die USA sind in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten LNG-Produzenten aufgestiegen und verkaufen ihr Gas in Europa.

Zuvor hatte RWE[RWEG.DE]-Chef Markus Krebber die Bundesregierung im Reuters-Interview zur Eile für neue Gaskraftwerke aufgefordert und sich für den seit einigen Jahren geplanten Bau eines Terminals zur Entladung von Tankern mit verflüssigtem Erdgas im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel stark gemacht. Die Planungen seien weit fortgeschritten. "Wir brauchen aber ein klares Signal von der Politik, die sagt, wir brauchen dieses Terminal."