BERLIN (Dow Jones)--Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Straftaten im Bereich Cyberkriminalität erneut gestiegen. Besonders hoch mit einem Plus von 28 Prozent war der Anstieg von Straftaten, bei denen sich die Täter im Ausland oder an einem unbekannten Aufenthaltsort befanden und mit ihren Straftaten auf Deutschland abzielten, wie aus dem aktuellen Bericht zur Cyberkriminalität hervorgeht. Dieser wurde von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), dem Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, und der Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, in Wiesbaden vorgestellt.

Die Inlandstaten gingen im Vorjahresvergleich leicht um 1,8 Prozent zurück und blieben 2023 auf hohem Niveau von 134.407 Fällen. Dem Bericht zufolge waren 82 Prozent dieser Fälle Computerbetrug. Die Aufklärungsquote sei mit 32 Prozent leicht angestiegen.

Im vergangenen Jahr haben bundesweit über 800 Unternehmen und Institutionen Ransomware-Fälle bei der Polizei zur Anzeige gebracht, so der Bericht. Trotzdem sei weiter von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Die Behörden verwiesen auf Schätzungen des Digitalverbands Bitkom, nach denen die 2023 direkt durch Cyberangriffe verursachten gesamtwirtschaftlichen Schäden bei 148 Milliarden Euro lagen.

"Die Bedrohungslage im Bereich der Cybersicherheit bleibt hoch. Deshalb handeln wir so entschieden - national wie international", sagte Faeser. Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Behörden und Unternehmen sollten sich besser schützen gegen die aktuellen Bedrohungen. "Wir wollen die Cyberabwehr weiter stärken und weitere Instrumente schaffen, die es dem Bund erlauben, bei schweren Cyberangriffen schnell zu handeln und diese abzuwehren. Wie stark wir die Schutzmaßnahmen bereits hochgefahren haben und Angriffe erkennen und auch zuordnen können, zeigen unsere jüngsten Ermittlungserfolge - insbesondere beim Schutz vor Cyberattacken durch das russische Regime", so Faeser.


   Wachsende internationale Bedrohung 

BKA-Präsident Münch betonte, die nun vorgestellten Zahlen und Entwicklungen verdeutlichten, dass Cybercrime eine wachsende internationale Bedrohung sei, der man ganzheitlich und effektiv begegnen müsse. "Die nationale und internationale Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor, um Cybercrime zu bekämpfen und Gefahren abzuwehren", sagte Münch.

BSI-Präsidentin Plattner erklärte, dass man den Cyberkriminellen nicht schutzlos ausgeliefert sei und sich im Cyberraum schützen könne. "Dazu müssen Unternehmen Cybersicherheit konsequent umsetzen und Bürgerinnen und Bürger ein Bewusstsein für diese Gefahren entwickeln", so Plattner.

Dem Bericht zufolge verfolgten Cyberkriminelle auch 2023 unterschiedliche Handlungsansätze. Sie fischten demnach Daten ab und verschafften sich über Schwachstellen Zugang zu Systemen. Sie hätten Webseiten von Behörden mit DDoS-Kampagnen (Distributed Denial of Service-Kampagnen) lahmgelegt und die IT-Systeme von Unternehmen mit Ransomware verschlüsselt, um ihre Opfer zu erpressen.

Im vergangenen Jahr sind dem Bericht zufolge den Sicherheitsbehörden aber auch zahlreiche Ermittlungserfolge in Deutschland gelungen, die sich primär gegen die Infrastruktur der Tätergruppierungen richteten. Unter anderem wurden die Plattform "Chipmixer", die größte Geldwäsche-Plattform im Darknet, und mehrere kriminelle Marktplätze wie zum Beispiel "Kingdom Market" abgeschaltet. Erpressungsaktivitäten mehrerer Ransomware-Gruppierungen seien zudem gestoppt worden.

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May 13, 2024 04:57 ET (08:57 GMT)