Berlin (Reuters) - Die Nachfrage der deutschen Wirtschaft nach Arbeitskräften ist im Dezember angesichts der erwarteten Winterrezession so niedrig ausgefallen wie seit über einem Jahr nicht mehr.

Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit sank im Vergleich zum November um einen Punkt auf 127 Zähler. Das ist der schlechteste Wert seit Oktober 2021. "Die Kräftenachfrage wurde in den letzten Monaten vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten spürbar schwächer, liegt aber weiter auf einem vergleichsweise hohen Niveau", erklärte die Bundesagentur am Montag die Entwicklung.

Von November auf Dezember sank der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen fast überall - außer im Bereich Bergbau, Energie, Wasser und Entsorgung. Im Vergleich zum Dezember 2021 ist die gemeldete Arbeitskräftenachfrage aber noch in einigen Branchen höher. Anstiege gab es dabei vor allem bei den Qualifizierten Unternehmensdienstleistungen, im Bereich der Banken, Finanzen und Versicherungen, bei Bergbau, Energie, Wasser und Entsorgung, im Öffentlichen Dienst sowie im Verarbeitenden Gewerbe.

Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage angesichts von Energiekrise und hoher Inflation erwartet das Ifo-Institut in diesem Jahr einen Anstieg der Zahl der Arbeitslosen um 84.000. Die deutsche Wirtschaft rechnet trotz Gegenwind durch Energiekrise, Materialmangel und mauer Weltkonjunktur nur mit einer milden Rezession. "Das letzte Quartal des Jahres 2022 und der Jahresauftakt 2023 dürften mit einer rückläufigen Wirtschaftstätigkeit einhergehen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, der Nachrichtenagentur Reuters unter großen Verbänden. "Wir erwarten aber nur einen leichten Einbruch." Das Wachstum werde bis 2024 allerdings eher verhalten ausfallen. "Denn die gesamte Welt befindet sich in einer Schwächephase", sagte Russwurm mit Blick auf die exportabhängige deutsche Wirtschaft.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)