Am deutschen Aktienmarkt trübte ein Rekordkurssturz bei Delivery Hero die Stimmung. Rund lief es hingegen bei Siemens, die mit der Aussicht auf eine Prognoseanhebung erfreuten. Dax und EuroStoxx50 standen am Vormittag 0,1 höher bei 15.500 und 4206 Punkten.

"Wehe, die Teuerungsrate fällt höher aus als erwartet. Die Zinsangst könnte dann die Aktienmärkte wieder heimsuchen", sagte Marktstratege Christian Henke vom Handelshaus IG. Experten erwarten für Januar einen Anstieg der US-Teuerungsrate auf 7,3 Prozent. Die Kernrate ohne die stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie sei auf 5,9 Prozent angezogen. "Die Inflation und die Reaktion der Zentralbanken darauf bleiben in den Köpfen der Anleger im Vordergrund, und obwohl sich die Situation in den letzten Wochen nicht verbessert hat, hat sich die Stimmung deutlich verbessert", sagte Craig Erlam vom Broker Oanda. Eine erste Fed-Zinserhöhung im März gilt unter Anlegern als ausgemacht. Die Mehrheit rechnet mit einem Schritt von einem Viertel Prozentpunkt. Die Wahrscheinlichkeit für eine doppelt so starke Anhebung taxieren sie auf etwa 25 Prozent.

An den Anleihemärkten zogen die Renditen wieder etwas an. Bei den zehnjährigen Bundespapieren ging es um rund einen Basispunkt auf 0,232 Prozent nach oben.

ANLEGER VERLIEREN DIE NERVEN BEI DELIVERY HERO

Daneben hielten Firmenbilanzen die Anleger ordentlich auf Trab. Für einen Aufreger sorgte der Absturz von Delivery Hero um 25,3 Prozent auf 49,95 Euro - der tiefste Stand seit Mitte Dezember 2019. Die erwarteten Verluste des Essenslieferdienstes seien auf Ebitda-Ebene höher als gedacht, konstatierten die Analysten der Berenberg Bank. "Die Leute verlieren endgültig die Nerven", sagte ein Händler. "Was bringt ein 'guter Ausblick' auf 2030 wenn der für 2022 nicht stimmt?" Auch das Geschäft in Asien sei im Schlussquartal weniger stark gewachsen als erhofft. Zudem fielen die Investitionen für die Liefer-App Glovo höher aus als gedacht. In den Sog gerieten auch die Aktien der Konkurrenten Deliveroo und der "Lieferando"-Mutter Just Eat Takeaway, die um jeweils 4,7 Prozent fielen.

Aktien von Siemens kletterten hingegen um acht Prozent. "Das waren sehr starke Zahlen", sagte ein Händler mit Blick auf das erste Quartal des Technologiekonzerns. Nach dem unerwartet guten Jahresstart steigen die Chancen für eine Erhöhung der Gewinnprognose.

CREDIT SUISSE WARNT VOR GEGENWIND

Unilever konnte hingegen trotz des stärksten Umsatzwachstumes der vergangenen neun Jahre nicht punkten. Die Aktien des Konsumgüterkonzerns fielen in London um bis zu 4,2 Prozent. Unilever warnte vor einer kleineren Marge, weil die jüngsten Teuerungen wohl nicht komplett weitergegeben werden können.

In Zürich sackten die Titel von Credit Suisse um rund fünf Prozent ab. Nach einem Milliardenverlust im Skandaljahr 2021 stimmte die krisengeplagte Bank die Anleger auf weitere schwierige Monate ein. Restrukturierungskosten, höhere Lohnzahlungen und steigende Zinsen dürften dem Ergebnis zusetzen.