Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Auftragseingang der deutschen Industrie dürfte sich im November nach dem Einbruch im Vormonat wieder etwas erholt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten einen Anstieg der Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 2,5 Prozent, nachdem sie im Oktober um 6,9 Prozent gefallen waren. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Donnerstag um 8.00 Uhr. Noch interessanter könnten die zeitgleich anstehenden Daten zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe werden.

Mit Blick auf mittelfristigen Produktionsaussichten sind vor allem die Auftragseingänge interessant. Allerdings sind die Auftragsbücher der Unternehmen aufgrund von Produktionshemmnissen derzeit so voll, dass es auf ein oder zwei Monate mit rückläufigen Bestellungen nicht ankommt. Allerdings sollte es ein "Massaker" wie im Oktober nicht erneut geben, denn das könnte Zweifel an der grundlegenden Stabilität der Nachfrage nach Waren Made in Germany wecken.

Der starke Bestellrückgang im Oktober hatte sich auf die Bestellungen von Investitionsgütern von außerhalb des Euroraums konzentriert. Diese Auftragseingänge aus Drittländern waren um 23,6 Prozent eingebrochen - allerdings nach einem Anstieg um 25,4 Prozent im Monat zuvor.

Mit Blick auf die Frage, ob Deutschland eine technische Rezession - ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen - droht, sind aber eher die Industrieumsätze von Interesse. Im Oktober waren sie um 3,6 Prozent gestiegen und die am Folgetag veröffentlichte Industrieproduktion um 3,2 Prozent. Ursache war ein Produktionsanstieg im Automobilsektor um 12,6 Prozent gewesen.

Ein gutes Vorzeichen für den November ist der bereits bekannte abermalige Anstieg der Autoproduktion. Zudem lässt ein von Destatis erhobener Frühindikator zur Entwicklung der gesamten Umsätze in der gewerblichen Wirtschaft auf eine gewisse Dynamik schließen. Der auf Basis von Umsatzsteuervoranmeldungen erhobene Indikator deutet darauf hin, dass die nominalen Umsätze im November gegenüber dem Vormonat um 3,5 Prozent gestiegen sind. Für die ersten beiden Monate des vierten Quartals ergibt sich damit ein Umsatzanstieg von 5,9 Prozent.

Allerdings hat dieser Index den Schönheitsfehler, dass er auf die nominalen, also nicht-inflationsbereinigten Umsätze abstellt. Ein Gutteil des höheren Umsatzes dürfte also preisbedingt gewesen sein. Volkswirte sind mit Blick auf die Wirtschaftsdynamik im so genannten Winterhalbjahr grundsätzlich skeptisch: Während auf der einen Seite der Mangel an Rohstoffen und Vorleistungsgütern die Industrie bremst, werden Teile des Dienstleistungssektors von den steigenden Corona-Infektionszahlen belastet.

Destatis veröffentlicht am Freitag (8.00) Daten zur Produktion im produzierenden Sektor und zu den Exporten. Eine erste BIP-Schätzung für 2021 insgesamt steht am 14. Januar an. Dann dürften die Statistiker auch eine erste informelle Schätzung für das vierte Quartal abgeben.

Kontakt zum Autor: Hans Bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

(END) Dow Jones Newswires

January 04, 2022 06:07 ET (11:07 GMT)