BERLIN (dpa-AFX) - Im Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs müssen sich auch die Polizeibehörden von Bund und Ländern mehr anstrengen als noch vor Jahren. Wie die Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigen, haben sich in etlichen Bundesländern 2022 weniger Männer und Frauen für die Laufbahn im Polizeivollzugsdienst beworben als in den Jahren zuvor. Nach Angaben der Innenressorts wurde die Mindestkörpergröße, die in mehreren Bundesländern noch gilt, in den vergangenen fünf Jahren vielerorts gesenkt. Das Höchstalter für Bewerber ist parallel dazu angehoben worden. Damit wuchs der Kreis der potenziellen Bewerber.

Beim Bundeskriminalamt (BKA) wurde die Mindestgröße nach Angaben eines Sprechers 2021 ganz abgeschafft. Auch bei der Bundespolizei spielt sie keine Rolle mehr. Die Altersgrenze für Studierende, die beim BKA ohne vorheriges Bachelor-Studium Kriminalkommissar werden wollen, liegt inzwischen bei 42 Jahren.

Abstriche beim Leistungsniveau würden nicht gemacht, teilten die Innenministerien mehrerer Länder mit. "Im Hinblick auf die Anforderungen an die Bewerberinnen und Bewerber wurden im Eignungsauswahlverfahren an der Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt bislang keine qualitativen Abstriche gemacht, insbesondere wurden die Mindestanforderungen zum Bestehen des Eignungsauswahlverfahrens nicht gesenkt", hieß es etwa aus dem Innenministerium in Magdeburg. "Das Anforderungsprofil wurde nicht verändert und das Niveau wurde auch nicht abgesenkt", betonte eine Sprecherin des brandenburgischen Innenministeriums.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, forderte mehr Anstrengungen bei der Nachwuchsgewinnung. Er sagte der dpa: "Die Wirtschaft ist längst weiter, dort wird den veränderten Bedürfnissen junger Arbeitnehmenden längst in der Praxis Rechnung getragen." Die Polizei zeige zwar erste gute Ansätze, hinke insgesamt jedoch hinterher. Auch die Image-Frage müsse offensiv angegangen werden. Die Polizei schaue zu oft tatenlos zu, wenn Polizistinnen und Polizisten in Online-Videos verunglimpft würden.

Die bayerische Bereitschaftspolizei hätte nach Angaben des Innenministeriums in München im Jahr 2022 rund 60 weitere Ausbildungsplätze besetzen können. Die Zahl der qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber habe jedoch nicht ausgereicht. Zudem hätten einige der geeigneten Interessenten auf den angebotenen Ausbildungsplatz verzichtet./abc/DP/zb