Das Ministerium veröffentlichte am Dienstag Videoaufnahmen und Fotos, die Admiral Sokolow bei einer Videokonferenz mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und anderen ranghohen Offizieren zeigen sollen. Das Video wurde im russischen Staatsfernsehen gezeigt. Einen Tag zuvor hatten Spezialeinheiten der Ukraine erklärt, Sokolow sei in der vergangenen Woche bei einem Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf Krim getötet worden. Der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, hatte kurz vor der Veröffentlichung des Videos eine Stellungnahme dazu abgelehnt und auf das Verteidigungsministerium verwiesen.

Russland hatte zunächst nur den ukrainischen Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte bestätigt. Ein Soldat werde vermisst, hatte das Verteidigungsministerium erklärt. Details wurden nicht genannt.

Dagegen hatten die ukrainischen Spezialkräfte am Montag auf Telegram erklärt, Sokolow sei bei dem Raketenangriff getötet worden. "Bei dem Angriff auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte starben 34 Offiziere, darunter der Kommandant der russischen Schwarzmeerflotte. Weitere 105 Besatzer wurden verletzt. Das Hauptquartier kann nicht wiederhergestellt werden." Die russische Schwarzmeerflotte hat seit jeher ihren Hauptstützpunkt in Sewastopol, ihr Hauptquartier liegt im Zentrum der Hafenstadt. Russland hat die Krim bereits 2014 annektiert, was international nicht anerkannt wird. Die Ukraine verstärkt seit geraumer Zeit ihre Angriffe auf russische Einrichtungen auf der Krim und hat die Befreiung der Halbinsel zum Ziel ihrer Gegenoffensive erklärt.

In der Konferenz, von der die Aufnahmen mit Sokolow veröffentlicht wurden, zog Verteidigungsminister Schoigu eine Zwischenbilanz. Im September seien mehr als 17.000 ukrainische Soldaten getötet worden, sagte er. Mehr als 2700 Waffen, darunter auch sieben amerikanische Bradley-Schützenpanzer, seien zerstört worden. "Die ukrainischen Streitkräfte erleiden entlang der gesamten Front schwere Verluste", sagte Schoigu. Die ukrainische Gegenoffensive sei bisher ergebnislos geblieben. "Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten bewaffnen weiterhin die Streitkräfte der Ukraine, und das Kiewer Regime wirft unausgebildete Soldaten in sinnlosen Angriffen in die Schlacht."

Tatsächlich hat die ukrainische Gegenoffensive bislang keine großen Gebietsgewinne gebracht. Die russischen Streitkräfte, die am 24. Februar 2022 mit der Invasion der Ukraine begonnen haben, kontrollieren derzeit rund 17,5 Prozent des international anerkannten Territoriums der Ukraine. Daten des Belfer Center an der Kennedy School in Harvard vom 19. September zufolge haben die russischen Truppen im August gut 90 Quadratkilometer an Territorium unter ihre Kontrolle gebracht. Die ukrainischen Streitkräfte haben ihrerseits über 41 Quadratkilometer zurückerobert.

(Bericht von: Guy Faulconbridge; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)