FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro hat am Mittwochnachmittag seine jüngsten Verluste deutlich ausgeweitet. Die europäische Gemeinschaftswährung sackte unter 1,09 US-Dollar und notierte zuletzt bei 1,0851 Dollar. Am Morgen war sie noch kurzzeitig bis auf 1,1045 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0934 (Dienstag: 1,0982) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9146 (0,9106) Euro. Das britischen Pfund verzeichnete derweil erneut starke Kursverluste gegenüber dem Euro und dem Dollar.

Währungsanalyst Wolfgang Kiener von der BayernLB verwies zur aktuellen Dollarstärke darauf, dass Unternehmen angesichts der Unsicherheit rund um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus Dollar-Liquidität nachfragten, um sich auf Unwägbarkeiten vorzubereiten. Außerdem bleibe die Risikoabneigung zunächst hoch und stärke wegen der in Krisen-Hochphasen sehr ausgeprägten Tendenz zu Kapitalanlagen im eigenen Land der US-Anleger den Dollar.

Damit konnte der Euro nicht dauerhaft von dem Hilfspaket profitieren, mit dem die US-Regierung rund eine Billion US-Dollar (900 Mrd Euro) in die Wirtschaft pumpen will, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise einzudämmen. So sollen zum Beispiel Konsumschecks verteilt werden. Dadurch würden die Staatsausgaben deutlich erhöht, was den Dollar tendenziell schwächt.

Am Devisenmarkt waren erneut als sicher empfundene Anlagehäfen wie der japanische Yen gefragt, der zu vielen wichtigen Währungen zulegen konnte. Rohstoffwährungen wie die norwegische Krone gerieten unter Verkaufsdruck. Die Währungen rohstoffreicher Länder leiden unter dem Preisverfall unter anderem bei Rohöl, Gold und Kupfer, der mit den Sorgen über eine deutliche Abschwächung der Weltwirtschaft einhergeht.

Weiter auf Talfahrt befand sich das britische Pfund. Im Handel mit dem Dollar rutschte der Kurs auf 1,1757 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 1985. Unterboten wurde sogar der tiefe Fall nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016.

Marktteilnehmer begründen die extreme Pfund-Schwäche zum einen mit der aus Vorsichtsgründen aktuell sehr hohen Nachfrage nach der Weltleitwährung US-Dollar. Banken und Unternehmen benötigen den Dollar, um Finanz- und Handelsgeschäfte zu tätigen. Die damit einhergehende Dollar-Stärke lastet auf anderen Währungen, so auch auf dem Pfund.

Zum anderen werden aber auch Zweifel laut an der Strategie der politischen Führung Großbritanniens gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Die Regierung um Premier Boris Johnson hat lange einen eher lockeren Umgang mit der Ausbreitung gepflegt und erst in den vergangenen Tagen einen rigideren Kurs eingeschlagen. Verglichen mit anderen europäischen Staaten sind die gesundheitspolitischen Maßnahmen aber immer noch weniger streng.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,92190 (0,90823) britische Pfund, 117,78 (117,50) japanische Yen und 1,0546 (1,0561) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold (31,1 Gramm) wurde am Nachmittag in London mit 1491 Dollar gehandelt. Das waren 37 Dollar weniger als am Vortag./la/jsl/he