Palästinensischer Autofahrer bei Handgemenge am Kontrollpunkt von israelischen Truppen erschossen

Israelische Truppen haben am Sonntag im besetzten Westjordanland einen palästinensischen Autofahrer erschossen, als es nach Angaben eines Zeugen zu einem Handgemenge an einem überfüllten Kontrollpunkt kam. Die israelische Armee erklärte, der Mann habe versucht, die Waffe eines Soldaten zu ergreifen.

Palästinensische Sanitäter, die zum Tatort in der Nähe des Dorfes Silwad gerufen wurden, sagten, sie hätten den 45-jährigen Ahmed Kahleh mit einer tödlichen Schusswunde am Hals gefunden. Kahlehs Sohn sei mit Pfefferspray besprüht worden, hieß es. Reuters war nicht in der Lage, ihn für einen Kommentar zu erreichen.

Verwandte sagten, Vater und Sohn hätten beide auf dem Bau gearbeitet und seien gemeinsam zu ihren Arbeitsplätzen gefahren.

Im Westjordanland, einem der Gebiete, in denen die Palästinenser einen eigenen Staat anstreben, hat die Gewalt zugenommen, seit die von den USA unterstützten Friedensgespräche mit Israel 2014 ins Stocken geraten sind.

Die Spannungen haben zugenommen, nachdem Israel seine Razzien als Reaktion auf eine Flut palästinensischer Straßenangriffe in seinen Städten im vergangenen Jahr intensiviert hat.

Ein palästinensischer Autofahrer, der nach eigenen Angaben Zeuge der Schießerei vom Sonntag war, beschrieb, wie die Stimmung am Kontrollpunkt immer gereizter wurde und die Autofahrer ungeduldig hupten, während sie warteten.

"Die Armee feuerte Blendgranaten ab und eine der Granaten traf das Auto des Mannes (Kahleh) und der Mann begann, die Soldaten anzuschreien", sagte der Autofahrer, Maher Hadid, 37. Als sich die Soldaten dem Auto näherten und Pfefferspray einsetzten, stieg Kahleh aus, lieferte sich ein Handgemenge mit ihnen und wurde erschossen, sagte Hadid.

In einer Erklärung eines Sprechers der israelischen Armee hieß es, die Truppen hätten "ein verdächtiges Fahrzeug identifiziert, das sich weigerte, für eine Routinekontrolle anzuhalten" und hätten "Mittel zur Auflösung von Unruhen eingesetzt, um einen der Verdächtigen in dem Fahrzeug festzunehmen".

In einer anschließenden "gewaltsamen Konfrontation" wurde einer der Verdächtigen erschossen, als er versuchte, eine der Waffen der Soldaten an sich zu reißen, hieß es in der Erklärung, ohne näher darauf einzugehen, ob der erschossene Verdächtige mit dem Festgenommenen identisch war.

Ein am Sonntag in den sozialen Medien veröffentlichtes Video, das Reuters nicht unabhängig überprüfen konnte, zeigt einen Mann, der in einer Unterführung mit zwei Soldaten kämpft, während ein dritter Soldat in der Nähe ist. In dem Video scheint ein Soldat ein Gewehr aus einem niedrigen Winkel abzufeuern. Ein weiterer Schuss ist zu hören und der Mann fällt aus dem Bild.