Es sei sehr schwer, in nur elf Monaten ein umfassendes Freihandelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien abzuschließen, sagte der Münchner Wirtschaftsforscher am Donnerstag. "Die britische Regierung sollte daher den Plan aufgeben, die Übergangszeit Ende 2020 auch dann zu beenden, wenn für das Erreichen eines Freihandelsvertrags ein oder zwei Jahre mehr erforderlich sind." Genau das hat Premierminister Boris Johnson aber ausgeschlossen, weswegen es doch noch zu einem harten Bruch kommen kann, nachdem der britische EU-Austritt am Samstag formal und in geordneter Weise über die Bühne geht.

"Das Vereinigte Königreich bestreitet rund die Hälfte seines Außenhandels mit der EU, umgekehrt sind es nur neun Prozent", so Fuest. Nach Schätzungen des Ifo-Instituts würde ein Freihandelsabkommen das britische Bruttoinlandsprodukt dauerhaft um mehr als ein Prozent erhöhen. Für die EU läge der Gewinn bei rund 0,2 Prozent.

Der Hauptgeschäftsführer des deutschen Chemieverbandes VCI, Wolfgang Große Entrup, beklagte ebenfalls den Zeitdruck in den demnächst anstehenden Verhandlungen. "Mini-Deals sind keine tragfähige Lösung." Der Verband der deutschen Privatbanken forderte, auch Finanzdienstleistungen in ein Handelsabkommen aufzunehmen. "Auf jeden Fall muss ein enger Austausch in Fragen der Finanzmarktregulierung und -aufsicht zukünftig garantiert werden", so BdB-Präsident Hans-Walter Peters.