LONDON (dpa-AFX) - Immer mehr Brexit-Hardliner im britischen Parlament stellen sich hinter Forderungen nach Nachverhandlungen der schwierigen Irland-Frage im EU-Austrittsabkommen.

Der ehemalige Außenminister Boris Johnson begrüßte in seiner wöchentlichen Kolumne im "Telegraph" am Montag einen Vorstoß mehrerer konservativer Abgeordneter, die eine zeitliche Befristung oder ein einseitiges Kündigungsrecht für den sogenannten Backstop fordern. Auch der einflussreiche Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg macht seit einiger Zeit Hoffnungen, er könne sich für den Deal erwärmen, sollte der umstrittene Backstop wegfallen.

Mit dem Backstop soll garantiert werden, dass die Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland trotz Brexits offen bleiben kann. Vorgesehen ist, dass Großbritannien solange als Ganzes in der Europäischen Zollunion bleibt, bis eine bessere Lösung für die Frage gefunden ist. Nordirland müsste zudem in Teilen des Binnenmarkts bleiben.

Damit soll ein Wiederaufflammen der Gewalt in der ehemaligen Bürgerkriegsregion verhindert werden. Doch Kritiker im Parlament befürchten, Großbritannien könne durch die Regelung dauerhaft eng an die EU gebunden bleiben. Die nordirisch-protestantische DUP, von deren Stimmen die Minderheitsregierung von Premierministerin Theresa May abhängt, lehnt jeglichen Sonderstatus für Nordirland ab.

Am Dienstag sollen die Abgeordneten im Unterhaus in London darüber abstimmen, wie es mit dem Vertrag über den EU-Austritt weitergehen soll. Mays Brexit-Deal war Mitte Januar mit überwältigender Mehrheit von den Abgeordneten abgelehnt worden.

Gut ein Dutzend Änderungsanträge für die Beschlussvorlage der Regierung zu "Plan B" liegen bereits vor. Gleich mehrere Anträge sehen vor, den Backstop zu streichen, zeitlich zu befristen oder mit einem einseitigen Kündigungsrecht für Großbritannien zu versehen.

Noch ist unklar, ob Parlamentssprecher John Bercow die entsprechenden Anträge zur Abstimmung zulassen wird. Sollte das der Fall sein und sich dafür eine Mehrheit der Abgeordneten dafür aussprechen, dürfte May versuchen, das Austrittsabkommen nachzuverhandeln. Brüssel lehnt das bislang jedoch vehement ab.

Als aussichtsreich gilt bei der Abstimmung am Dienstag auch ein Antrag der Labour-Abgeordneten Yvette Cooper. Sie will die Regierung dazu zwingen, in Brüssel eine Verschiebung des Brexits zu beantragen, sollte bis Ende Februar kein Austrittsabkommen ratifiziert sein.

Großbritannien soll am 29. März aus der EU ausscheiden. Ohne Abkommen über den Austritt drohen schwere wirtschaftliche Konsequenzen und Chaos in vielen Lebensbereichen./cmy/DP/zb