Die Inflation in der Schweiz erweist sich als breiter angelegt und hartnäckiger als ursprünglich angenommen, sagte Andrea Maechler, Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, am Mittwoch und bekräftigte das Engagement der Zentralbank im Kampf gegen den Preisanstieg.

Die Inflation sei ursprünglich durch den Anstieg der Ölpreise, die Unterbrechung der Lieferketten und die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt nach der COVID-Pandemie ausgelöst worden, habe sich nun aber auf andere Bereiche der Wirtschaft ausgeweitet, sagte Maechler.

"Jetzt haben wir eindeutig eine hohe Inflation, die hartnäckiger ist, als wir ursprünglich erwartet hatten", sagte sie auf einer Veranstaltung des International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne.

"In den letzten 30 Jahren sind die Preise bei etwa 20% der Waren um mehr als 1% gestiegen", sagte Maechler. "Heute sind in der Schweiz bei über 65% aller Waren und Dienstleistungen Preissteigerungen zu verzeichnen."

Es sei für die Unternehmen einfacher geworden, die Preise zu erhöhen, fügte Maechler hinzu.

Die Inflation in der Schweiz betrug im Mai 2,2% und liegt seit Februar 2022 über dem Zielbereich der SNB von 0-2%. Die Zentralbank hat letzte Woche ihre Zinssätze auf den höchsten Stand seit 15 Jahren angehoben und signalisiert, dass weitere Erhöhungen wahrscheinlich sind.

Der Markt geht davon aus, dass die SNB bei ihrer nächsten geldpolitischen Bewertung im September ihren Zinssatz von derzeit 1,75% auf 2% anheben wird, obwohl Maechler es am Mittwoch ablehnte, über den nächsten Schritt der SNB zu spekulieren.

"Wie weit muss der Zinssatz noch steigen, um die hartnäckige Inflation, die wir sehen, zu zähmen? Das ist die 10-Millionen-Dollar-Frage, ich werde sie nicht beantworten", sagte Maechler.

Dennoch sei die Zentralbank entschlossen, die Inflation zu bekämpfen, sagte sie bei ihrem letzten öffentlichen Auftritt vor ihrem Ausscheiden aus der SNB.

"Eine zu hohe Inflation ist Gift für eine Gesellschaft. Sie zerstört das Vertrauen in das Geld und die Grundlage für ein gesundes Wirtschaftswachstum", sagte Maechler.

"Letztendlich verliert man das Vertrauen und die Vorhersehbarkeit und jeder verliert." (Berichte von John Revill; Bearbeitung durch Alex Richardson und Sandra Maler)