Frankfurt/Berlin/Cannes (Reuters) - Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hat dank der der rasant gestiegenen Zinsen einen Rekordgewinn erzielt und kann so Belastungen aus dem Immobiliengeschäft abfedern.

Das Vorsteuerergebnis kletterte im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 722 Millionen Euro, wie die Helaba am Donnerstag mitteilte. "Wir haben 2023 unser bislang bestes Ergebnis erzielt - und das trotz der für unser Geschäft nicht einfachen Lage an den Immobilienmärkten", sagte Konzernchef Thomas Groß. Aufgrund ihres breit aufgestellten Geschäftsmodells sei die Helaba aber besser für Krisen gewappnet und bleibe auf Kurs. "Wir sind zuversichtlich, 2024 ein Vorsteuerergebnis auf Vorjahresniveau zu erreichen." Mittelfristig erwarte man weiter einen Gewinn von "nachhaltig über 750 Millionen Euro".

Die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben vielen Banken und Sparkassen 2023 zu deutlich mehr Gewinn verholfen. Bei der Helaba kletterte der Zinsüberschuss um fast 30 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro. Allerdings spürte die Landesbank auch den Gegenwind am Immobilienmarkt, wo die hohen Zinsen viele Häuslebauer und Investoren abschrecken und für eine Flaute am Bau sorgen. Im Segment Immobilien machte die Helaba 241 Millionen Euro Verlust, nach 286 Millionen Euro Vorsteuergewinn 2022. "Die Zuführung zur Risikovorsorge wurde mit minus 556 Millionen Euro deutlich angehoben", hieß es. Im gesamten Konzern stellte die Bank für drohende Kreditausfälle 448 (2022: 162) Millionen zurück.

Groß sagte, die konjunkturelle Lage in Deutschland und in der Welt sei "besser als die aktuelle Stimmung vermuten lässt". So ebbe etwa die Inflation ab. "Aber selbstverständlich bleiben die starken geopolitischen Spannungen und die Folgen der zurückliegenden Zinswende sowie die Lage an den Immobilienmärkten eine Herausforderung." Mit einer schnellen Besserung auf dem Immobilienmarkt rechnet Groß nicht: "Wir erwarten auch für das laufende Jahr eine sehr angespannte Lage am Immobilienmarkt", merkte er an. Vor 2025 rechnet die Helaba nicht mit einer Umkehr des aktuellen Trends. Büro- und Handelsimmobilien stünden weiterhin unter Druck. Bei den Wohnimmobilien geht die Helaba davon aus, dass die Transaktionsvolumina mit den ersten Zinssenkungen wieder zunehmen werden.

Henning Koch, der Chef der Immobiliensparte der Commerzbank, sieht den deutschen Immobilienmarkt aktuell auf halber Strecke durch die Krise. "Wir glauben, dass wir nach zwei Jahren der Krise jetzt die Halbzeit erreicht haben und noch zwei Jahre der Krise vor uns haben", sagte Commerz-Real-Chef Koch der Nachrichtenagentur Reuters. EZB-Chefbankenaufseherin Claudia Buch hatte erst unlängst vor einer Verschlechterung der Kreditportfolios von Banken gewarnt. Dabei hob sie neben Kredite an kleinere Firmen auch Kredite an Unternehmen im Baugewerbe und im Immobiliensektor hervor.

(Bericht von Klaus Lauer, Tom Sims, Ian Withers, Frank Siebelt; Redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)