Frankfurt (Reuters) - Anleihenkäufe der Notenbank sind aus Sicht von EZB-Direktorin Isabel Schnabel mit einigen Nebenwirkungen verbunden.

Gleichwohl sollten diese weiterhin zum geldpolitischen Werkzeugkasten gehören, sagte sie am Dienstag bei einer Konferenz in Tokio. Die Erfahrung der vergangenen 15 Jahre lege nahe, dass die Wirksamkeit von Anleihenkäufen - in der Fachwelt kurz "QE" (Quantitative Easing) abgekürzt - zur Anschiebung der Nachfrage abhängig vom jeweiligen Zustand der Wirtschaft sei. "Und QE kann mit Kosten verbunden sein, die größer sein könnten als die anderer Geldpolitik-Instrumente", sagte die Volkswirtin. Bond-Käufe hätten womöglich die Wirkung der jüngsten Zinserhöhungen der EZB gedämpft.

Risikoaufschläge am Finanzmarkt könnten durch Anleihenkäufe in vielen Marktsegmenten weiter gedrückt bleiben, sagte Schnabel. Die Finanzierungsbedingungen seien dann in der Folge lockerer als sie es sonst gewesen wären. "Dies könnte die Übertragung der Geldpolitik während des jüngsten Straffungszyklus geschwächt haben." Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation seit Sommer 2022 zehn Mal in Serie die Zinsen angehoben - die bislang letzte Zinserhöhung gab es im September 2023.

Die EZB hatte zwar während ihrer jüngsten Zinserhöhungsserie die Wiederanlagekäufe im Rahmen des älteren großen Anleihen-Kaufprogramms APP langsam heruntergefahren und dann schließlich im Sommer 2023 ganz eingestellt. Die im Rahmen des kleineren Pandemie-Kaufprogramms PEPP erworbenen Anleihen werden derzeit aber nach wie vor bei Fälligkeit wieder ersetzt. Erst im zweiten Halbjahr sollen die Käufe langsam heruntergefahren und dann Ende des Jahres komplett eingestellt werden.

Schnabel zufolge haben die Anleihenkäufen in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, die Finanzmärkte zu stabilisieren und Haushalte und Unternehmen vor wirtschaftlichen Härten zu bewahren. Die Käufe, die in Deutschland stets kritisch gesehen wurden, erhöhten aber auch das Risiko von Zentralbank-Verlusten. Zudem könnten sie das reibungslose Funktionieren der Finanzmärkte stören. Dazu kämen Finanzstabilitätsrisiken und die Gefahr, dass die Ungleichheit in den Gesellschaften zunehme.

Die Nebenwirkungen von Bondkäufen könnten gesenkt werden, wenn diese zielgerichteter und sparsamer verwendet würden, sagte die EZB-Direktorin. Wenn sie nötig seien, könnten sie kraftvoll eingesetzt dann aber auch schneller gestoppt werden. "In einer bankenbasierten Wirtschaft wie dem Euro-Währungsgebiet legen die Erfahrungen auch nahe, dass andere Maßnahmen, wie gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, eine erhebliche Unterstützung bieten können."

Die EZB hatten in den vergangenen Jahren zur Unterstützung der Banken langfristige supergünstige Kreditsalven für Banken aufgelegt, um die Liquiditätsversorgung in turbulenten Zeiten sicherzustellen. Mit den in der Fachwelt "TLTRO" genannten Langfrist-Kreditgeschäften wollte die EZB unter anderem erreichen, dass während der Corona-Krise der Kreditfluss an die Wirtschaft aufrecht erhalten wird.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)