Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) pausiert auch im neuen Jahr und lässt die Leitzinsen erneut unverändert.

Die Hüter des Euro um EZB-Präsidentin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag auf ihrem ersten geldpolitischen Treffen 2024, den Schlüsselzins bei 4,50 Prozent zu belassen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bleibt weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. "Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden", erklärten die Währungshüter.

Die EZB hatte im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 zehnmal in Serie die Zinsen angehoben, zuletzt geschah dies im September. Seitdem blieb sie auf dem erreichten Zinsplateau, da die Inflation inzwischen deutlich nachgelassen hat. Die EZB-Chefin hatte in Davos gesagt, die Notenbank befinde sich mittlerweile auf einem guten Weg, die Inflation in der Euro-Zone auf die angesteuerte Zielmarke von 2,0 Prozent zurückzudrängen. Es sei aber noch zu früh, den Sieg zu erklären.

Die Inflation lag im Dezember bei 2,9 Prozent - noch im Herbst 2022 war die Teuerung zeitweise auf über zehn Prozent geklettert. Das Inflationsziel der EZB rückt damit wieder näher. Der Beschluss einer erneuten Zinspause dürfte aber auch davon beeinflusst worden sein, dass die Konjunktur im Euroraum derzeit eine Schwächephase durchläuft. Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der Euro-Zone, steckt laut dem Präsidenten des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, in der Rezession fest. Die Währungshüter wollen aber tunlichst vermeiden, dass die Konjunktur im Euroraum komplett abgewürgt wird.

Daher wurde zuletzt an den Börsen auf eine rasche Zinssenkung gesetzt. Die Wahrscheinlichkeit eines ersten Schritts nach unten im April wurde am Vormittag gemessen an den Kursen noch bei über 60 Prozent taxiert. Vor wenigen Wochen lag die Wahrscheinlichkeit sogar noch höher. Doch mehrere Währungshüter, darunter auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, hatten sich in Reden, Interviews und Diskussionsrunden gegen die Erwartung schneller Schritte nach unten gewandt. Lagarde wies unter anderem darauf hin, dass der EZB Daten zu den diesjährigen Tarifabschlüssen in den Euro-Ländern womöglich erst im späten Frühjahr vorliegen würden. Diese gelten als wichtiges Barometer für die weitere Entwicklung der Inflation.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)