Frankfurt (Reuters) - Die Aktienanleger sind zwischen starken und schwachen Bilanzen großer Technologiekonzerne hin- und hergerissen.

Der Dax und der EuroStoxx50 drehten am Mittwochnachmittag leicht ins Plus und lagen bei 14.909 und 4074 Punkten. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes fanden keine gemeinsame Richtung und notierten zwischen minus 0,4 und plus 0,3 Prozent.

Die Anleger versuchten, die uneinheitlich ausgefallenen Bilanzen der US-Technologieriesen Microsoft und Alphabet vom Dienstagabend zu interpretieren. Während der Windows-Konzern auch dank eines starken Geschäfts in der Cloud die Expertenerwartungen für das abgelaufene Quartal übertraf, blieb die Google-Mutter in diesem Bereich unter den Vorhersagen. Die Microsoft-Aktie stieg vorbörslich um 4,4 Prozent, während Alphabet 6,2 Prozent nachgab. "Nun liegt es an Meta heute Abend und Amazon morgen, die Art von guten Nachrichten zu liefern, die den Aktien einen Grund geben könnten, sich bis zum Monatsende zu erholen", kommentierte Chris Beauchamp, Analyst beim Broker IG.

BILANZSAISON IM FOKUS - EUROPÄISCHE BANKEN GEFRAGT

Bei anderen Einzelwerten machte die Deutsche Bank ihren Aktionären trotz eines Gewinnrückgangs Hoffnungen auf höhere Ausschüttungen. Die Aktie legte daraufhin um gut sechs Prozent zu und war damit größter Dax-Gewinner. Auch die spanische Santander verzeichnete im dritten Quartal dank höherer Einnahmen im Kreditgeschäft einen Gewinnsprung. Die Titel kletterten um mehr als drei Prozent. In Großbritannien hielt die führende Großbank Lloyds trotz höherer Kosten an ihren Jahreszielen fest und trieb damit ihre Aktie um gut zwei Prozent in die Höhe. "In Zeiten steigender Zinsen sind Bankaktien in der Regel die großen Profiteure, da sich ihre Gewinnmargen verbessern", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.

Quartalsergebnisse über den Analystenerwartungen trieben auch ASM International an. Die Aktien des Halbleiter-Zulieferers legten in Amsterdam um knapp acht Prozent zu.

Aus den Depots flogen dagegen Kering mit einem Minus von 4,4 Prozent. Der Gucci-Mutterkonzern hat die nachlassende Lust der Verbraucher auf Luxusgüter angesichts hoher Inflation und mauer Konjunktur zu spüren bekommen. Der Umsatz schrumpfte im dritten Quartal um neun Prozent auf 4,46 Milliarden Euro.

Die Investoren in Europa warteten zugleich auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Die Währungshüter um Präsidentin Christine Lagarde haben seit Sommer 2022 die Schlüsselsätze bereits zehn Mal in Serie um zusammen 4,50 Prozentpunkte erhöht. Sie versuchen, mit Zinserhöhungen die hohe Inflation zu bekämpfen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Vor dem Hintergrund der jüngsten schwachen Konjunkturdaten dürften die Währungshüter also wahrscheinlich zunächst keine weitere Zinserhöhung beschließen, schrieben die Experten der Helaba. Sie mahnten allerdings zur Vorsicht. "Das Ende des Zyklus dürfte dennoch nicht ausgerufen werden. Die EZB wird sich vermutlich, ähnlich wie die Fed, alle Optionen offenhalten und auf die Datenabhängigkeit zukünftiger Entscheidungen verweisen."

Der Bitcoin setzte indes seine Rally fort. Die wichtigste Kryptowährung rückte um 2,6 Prozent auf 34.510 Dollar vor. Die Investoren hofften, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC bald grünes Licht für den ersten Bitcoin-Spot-ETF gibt. Timo Emden vom Analysehaus Emden Research zeigte sich allerdings vorsichtig. "Anleger sollten sich vor Augen halten, dass es keinen Garantieschein für eine finale Lancierung gibt", sagte der Experte. "Eine weitere Hinauszögerung einer Entscheidung bzw. eine Absage dürfte zahlreiche Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischen. Womöglich befindet sich der Markt aktuell in einem Katz- und Maus-Spiel mit der SEC."

(Bericht von Nette Nöstlinger und Zuzanna Szymanska. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)