Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnet am Dienstagmittag weiterhin klare Verluste, hat sich von den Tiefständen am Morgen jedoch etwas erholt. Für Abgabedruck sorgen insbesondere die schwerkapitalisierten Roche Bons, nachdem der Pharmakonzern an dem Onkologiekongress Asco am Wochenende mit den Daten aus der vielbeachteten Aphinity-Studie nicht überzeugte. Aber auch an anderen wichtigen Handelsplätzen Europas stehen die Kurse unter Druck, wenn auch nicht so deutlich wie hierzulande.

In Händlerkreisen wird auf die im Zuge der Terrorattacke in London und den geopolitischen Spannungen am Persischen Golf gestiegene Risikoaversion verwiesen. Gleichzeitig steigt das Absicherungsbedürfnis der Marktteilnehmer gegenüber Kursschwankungen, wie der Volatilitätsindex VSMI anzeigt. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die am Donnerstag anstehenden britischen Parlamentswahl. In Umfragen schmilzt der einst grosse Vorsprung der Konservativen unter Premierministerin Theresa May. Der Wahlausgang ist insbesondere wegen der anstehenden Brexit-Verhandlungen mit der EU wichtig. Daneben könnte auch die politische Unsicherheit in den USA angesichts der ebenfalls für Donnerstag angesetzten Anhörung des entlassenen FBI-Chefs James Comey wieder zunehmen.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 09.30 Uhr 0,77% auf 8'974,62 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gibt 0,59% auf 1'415,46 Zähler nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,66% auf 10'222,31. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren

Aus dem Rahmen fallen Roche mit einem Kursverlust von 4,3%. Der Pharmakonzern sorgt für lange Gesichter unter den Investoren, denn die hohen Erwartungen an die Aphinity-Daten wurden verfehlt. Viele Experten hatten sich eine bessere Wirksamkeit des Brustkrebsmedikaments Perjeta in Kombination mit dem ebenfalls von Roche vermarkteten Präparat Herceptin erhofft. Einige Analysten haben bereits ihre Kursziele gesenkt und Bryan Garnier auch die Einstufung der Aktie. Die HSBC-Analysten beispielsweise streichen ihre Schätzungen zu den Spitzenumsätzen für Perjeta auf 4,0 Mrd USD von 6,1 Mrd zusammen. Gravierender als der tiefere Umsatz sei aber, dass die Roche-Mittel nun bei der Behandlung von frühem Brustkrebs angreifbarer durch Biosimilars seien, heisst es.

Die Titel der Mitbewerberin Novartis (+0,1%) zählen hingegen zu den wenigen Gewinnern unter den Blue Chips. Nach den Präsentationen an dem am Wochenende stattgefundenen Asco-Kongress stehen bei den Baslern unter anderem die positiven Daten zum Brustkrebsmedikament Kisqali im Blick der Investoren. Dieses verspricht laut ZKB ein Wachstumstreiber zu sein. Morgan Stanley veranschlagt das Spitzenumsatzpotenzial auf 1,2 Mrd USD bis zum Jahr 2022. Gleichzeitig aber hätten die an der Veranstaltung vorgestellten Daten der Mitbewerber gezeigt, dass die Konkurrenz für Kisqali stark ist, schiebt der zuständige Analyst nach.

Neben diesen beiden Spezialsituationen blieb es an der Nachrichtenfront ruhig. Etwas ausgeprägtere Verluste verzeichnen die zumeist recht volatilen Aktien des Nahrungsmittelherstellers Aryzta (-2,0%). Auch Vifor Pharma (-1,8%), die zyklischen Richemont (-1,7%) und Swatch (-1,6%) sowie die Chemiewerte Lonza (-1,6%) werden im grösseren Stil verkauft. Bei den Finanzwerten schneiden Bâloise (-0,8%) am schlechtesten ab, gefolgt von CS (-0,7%).

Eine grosse Stütze sind hingegen die schwerkapitalisierten Nestlé, die mit Aufschlägen von 0,5% aktuell beste Blue Chips sind. Spezifische News waren bislang nicht auszumachen. Händlern zufolge lagen die Titel des weltgrössten Nahrungsmittelherstellers bereits die letzten Wochen recht gut im Markt.

Gesucht sind auch die SMI-Neulinge Sika (+0,2%). Der neue Konzernchef Paul Schuler bestätigte in der Wochenendpresse die Wachstumsziele des Innerschweizer Baustoffherstellers.

Am breiten Markt fallen Burckhardt Compression um über 10% zurück. Der Winterthurer Industriekonzern hat im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2016/17 einen Bestellungs- und Gewinneinbruch erlitten und zeigt sich im Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung zurückhaltend. Grössere Verluste verzeichnen daneben die Industriewerte Mikron (-3,7%), Zehnder (-3,1%) und Burkhalter (-2,6%).

Auf der Gegenseite ziehen Myriad nachrichtenlos um fast 13% an. Gesucht sind auch Meyer Burger (+3,4%), Datacolor und Von Roll (je +3,3%).

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