Zürich (awp) - Die defensiven Schwergewichte bremsen den Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag aus. Nach einem freundlichen Start schien der Leitindex SMI gar sein bisheriges Jahreshoch ins Visier zu nehmen. Dass er mittlerweile in einer engen Spanne um den Vortagesschluss pendelt, liegt vor allem an den deutlichen Kursverlusten beim Schwergewicht Novartis. Auch Nestlé fallen zurück und belasten so den Gesamtmarkt.

Allerdings macht sich eine gewisse Unentschlossenheit bei Investoren bemerkbar, stellen Händler fest. Denn während die Zahlen der Firmen für das zurückliegende Geschäftsjahr 2022 die ohnehin tiefen Erwartungen teilweise durchaus übertreffen, klingen die Ausblicke oft verhalten. Darüber hinaus kündigen zahlreiche Unternehmen in nicht unerheblichen Grössenordnungen Stellenkürzungen an, was als Vorbote einer möglichen Konjunkturabkühlung interpretiert werde. Auf Inflationsseite deute sich zwar eine Abnahme der Dynamik an, aber das Preisniveau bleib unvermindert hoch, ergänzt ein Händler. "Eine potentielle toxische Gemengelage speziell für den zukünftigen Konsum."

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,06 Prozent auf 11'398,17 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, gewinnt dagegen 0,37 Prozent auf 1779,08, während der breite SPI unverändert bei 14'623,57 Zählern auf der Stelle tritt. Im SLI stehen 24 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber.

Angeführt wird das Gewinnerfeld mittlerweile von den Aktien der CS, die sich um 2,8 Prozent verteuern. Damit können die Papiere ihre Vortagesverluste wieder teilweise ausgleichen. Am Markt wird zudem auf insgesamt stärker gesuchten Bankaktien in Europa verwiesen. Dort ziehen aktuell die Titel der spanischen Banco Sabadell nach Zahlen um nahezu 10 Prozent an.

Mit etwas Abstand gewinnen auch Partners Group, UBS, Julius Bär und die Versicherer Swiss Life und Swiss Re hinzu. Die Aufschläge liegen zwischen 0,3 und 1,3 Prozent.

Starke Zahlen der europäischen Konkurrenz treibt auch die Technologierwerte an. AMS Osram und VAT gewinnen jeweils mehr als 2 Prozent hinzu. Temenos (+1,7%) und Logitech (+0,7%) ziehen ebenfalls an. Händler verweisen auf die Zahlen und einen starken Ausblick vom Chiphersteller STMicroelectronics.

Davon profitieren auch in den hinteren Reihen Branchenvertreter wie Inficon, U-Blox und Comet, die sich um bis zu 2,5 Prozent verteuern.

Mit einem Plus von 2,0 Prozent profitieren Lonza-Aktien von Anschlusskäufen. Am Vortag waren die Titel nach Zahlen über weite Strecken eher schwach gewesen, bevor sie dann ab dem Nachmittag eine fulminante Kehrtwende vollzogen und mit einem Plus von mehr als 7 Prozent als grösster Gewinner aus dem Handel gingen. Unterstützung erhalten die Papiere aktuell auch von Analystenseite.

Beim Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan (+2,0%) greifen Investoren nach den am Vortag eher enttäuscht aufgenommenen Zahlen nun auch wieder zu.

Dass der Leitindex SMI trotz der Mehrzahl an Kursgewinnern dennoch im Minus notiert, liegt vor allem an Novartis (-2,1%) und Nestlé (-0,6%). Die beiden schwachen Schwergewichte drücken den Leitindex massgeblich nach unten. Bei Novartis hat am Morgen die Citigroup das Rating gesenkt. Laut Händlern macht sich aber ohnehin vor den in einer Woche anstehenden Zahlen eine gewisse Nervosität breit.

Verkauft werden auch die Aktien von SGS (-1,6%) nach Zahlen. Der Warenprüf- und Inspektionskonzern ist 2022 leicht gewachsen. Steigende Kosten drückten aber auf die Profitabilität.

In der zweiten Reihe hat Bucher (-0,5%) über die Umsatzentwicklung 2022 berichtet. Als negativ wird die sich abzeichnende Margenverschlechterung und die sich abschwächende Nachfrage beurteilt, als positiv der überraschend hohe Umsatz.

Neben den Technologiewerten fallen bei den geringer kapitalisierten Titeln noch Rieter auf, die nach dem zweistelligen Kursverlust am Vortag sich nun mit +3,1 Prozent etwas erholen.

hr/ra